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Workshop am 12. und 13. September 2022 in Fulda
Programm (PDF 338 KB)
Da die Beratungslandschaft für Biodiversität bundesweit sehr vielfältig aufgestellt ist, folgten rund 80 Teilnehmende unserer Einladung nach Fulda, die sich zu dem Thema austauschen und vernetzen wollten.
Um die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft langfristig zu verbessern, gibt es in den meisten Bundesländern Beratungsangebote für Landbewirtschaftende – und Bestrebungen, diese auszubauen.
Biodiversitätsberatung in Bayern
Wie die Stärkung von Beratungskapazitäten gelingen kann, zeigt ein Beispiel aus Bayern: Hier wurden als Reaktion auf das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ rund 100 neue Stellen für die Wildlebensraum- und Biodiversitätsberatung geschaffen.
Biodiversitätsberatung in anderen Bundesländern - eine Übersicht
Welche Rolle spielt das Agricultural Knowledge and Innovation System (AKIS)?
Im Rahmen der neuen gemeinsamen Agrarpolitik soll EU-weit ein System für Wissen und Innovation in der Landwirtschaft aufgebaut werden. Die Beratung spielt dabei eine Schlüsselrolle und der Erhalt der biologischen Vielfalt ist ein obligatorisches Thema. Je Bundesland gibt es zuständige Referentinnen und Referenten, die bestehende Organisationen und Themen, die im zukünftigen AKIS eine Rolle spielen sollen, zusammentragen.
In Kleingruppen wurden Themen diskutiert, die aktuell für die Biodiversitätsberatung von Interesse sind:
Durch biodiversitätsfördernde Maßnahmen entstandene Ertragsminderungen werden durch die Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzprogramme der Bundesländer finanziell ausgeglichen. Jedoch honorieren sie in der Regel keine Biodiversitätsleistungen, sodass der Naturschutz für die Landwirtschaft aus finanzieller Sicht meist unattraktiv ist. Auch werden häufig die Bürokratie und die Laufzeiten der Maßnahmen bei der Beantragung als Hindernis angesehen. Bei der produktionsintegrierten Kompensation (PiK) werden Maßnahmen umgesetzt, die durch langfristige Verträge verlässliche Perspektiven für den landwirtschaftlichen Naturschutz bieten. Neben der Möglichkeit kreative Maßnahmen außerhalb der Agrarumweltprogramme zu entwickeln, kann auch die Bezahlung entsprechend ausgestaltet werden.
In Schleswig-Holstein gibt es „Lokale Aktionen“: regionale Zusammenschlüsse von Akteuren aus Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen. Sie ermöglichen die Umsetzung von Naturschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen in Ergänzung zu den bestehenden behördlichen und verbandlichen Strukturen durch vor Ort abgestimmte Konzepte. Sie verstehen sich als Dienstleister für die Organisation und Koordination von Naturschutzmaßnahmen und werden vom DVL-Landesbüro koordiniert und unterstützt. Neben der Beratung zum Vertragsnaturschutzprogramm, das von der Landesanstalt (LLUR) und der Landwirtschaftskammer SH verwaltet wird, ist die Nutzung eines eigenständigen Maßnahmenprogramms mit einjährigen Maßnahmen, dem sogenannten „Angebotskatalog“ ein wichtiges Beratungsinstrument. Zusätzlich sind biotopgestaltende und Natura2000-pflegende Maßnahmen eine wichtige Aufgabe der „Lokalen Aktionen“. Zurzeit rücken die zwei Geschäftsfelder „Lokale Aktion“ und der Naturpark Westensee-Obere Eider enger zusammen um zukünftig gemeinsam zu agieren.
Der Druck auf landwirtschaftliche Flächen steigt: Neben dem Anbau von Nahrungs-, Futtermittel- und Energiepflanzen wächst der Flächenbedarf weiter. Beispielsweise für Photovoltaik-Anlagen oder die „Produktion“ nachhaltiger Landschaftsräume für den Arten- und Klimaschutz. Dadurch kann es in der Beratung zu Zielkonflikten kommen. Die Agrarumweltprogramme der Bundesländer bieten aber inzwischen mehr Maßnahmen wie Agroforst und Paludikultur an, die eine multifunktionale Flächennutzung ermöglichen. Dafür gilt es die Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten der Beratenden mit anderen Fachdisziplinen zu verstärken, um so die Interdisziplinarität zu fördern.
Bioland führt eine verbindliche Bewertung der Biodiversitätsleistungen seiner Mitgliedsbetriebe ein. Für biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf der Hofstelle, auf dem Acker, auf Grünland sowie im Wein-, Gemüse- und Obstbau werden auf Grundlage eines Katalogs entsprechende Punkte vergeben. Leistungen werden oft in Bezug auf die Flächenausstattung bewertet, sodass ein Ackerbaubetrieb zwar im Restgrünland einige Punkte sammeln kann, damit aber nicht alle Verpflichtungen erfüllt. Beachtenswert ist auch, dass die gesamte Eingabe der Biodiversitätsleistungen und die Dokumentation online geschieht. Die Mitgliedsbetriebe werden dabei mit umfangreichen Informationen und Schulungen begleitet. Täglich können sich die Landwirtinnen und Landwirte auch bei einem Infotelefon Rat holen, sowohl zu inhaltlichen Fragen des Biodiversitäts- und Naturschutzes als auch zu technischen Fragen.
Um die Agrarumweltmaßnahmen in Hessen (HALM) wirksamer zu machen, wurden im Rahmen des Agrar- und Biodiversitätskonzeptes (AUBI) landwirtschaftliche Flächen identifiziert, auf denen die Umsetzung der Maßnahmen ausgewählten Zielarten wie Rebhuhn und Grauammer besonders zugutekommen. Das Konzept wurde an runden Tischen mit Landbewirtschaftenden und weiteren lokalen Akteuren gemeinsam entwickelt und umgesetzt. Deutlich wurde, dass die Rolle von „Kümmerern“, die Prozesse anstoßen und anleiten, besonders wichtig sindist.
Zum Film über das Projekt:
Für die Biodiversitätsberatung ist es unabdingbar auf die neuesten Verwaltungsvorgaben und Förderprogramme, aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse, beispielsweise zur Effektivität von Naturschutzmaßnahmen oder für den Klimaschutz, hinweisen zu können. Ebenso wichtig ist es, dass das lokale Wissen der Landbewirtschaftenden in Entscheidungen zum Agrarnaturschutz einfließt und an entsprechende Stellen weitergetragen wird. Die Ausbildung an Universitäten ist ein Schlüssel, um die Zusammenarbeit zwischen Ökologie und Landwirtschaft von Beginn an im Bewusstsein zu verankern. Im Projekt WISAVI wird der persönliche Austausch zwischen Studierenden der Agrar- und Umweltwissenschaften gefördert und konkrete Lehrangebote entwickelt. Ziel ist es, die beiden Fachbereiche zusammenzubringen und auf das komplexe Berufsfeld der Biodiversitätsberatung vorbereiten.
In der Abschlussrunde sammelten die Teilnehmenden Baustellen, Erkenntnisse und Bedarfe für die weitere Vernetzung zur Biodiversitätsberatung. Deutlich wurde, dass ausreichend Themen gibt zu denen der bundesweite Austausch fortgeführt werden soll.