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Online-Tagung am 16. und 17. März 2022
Programm (PDF 385 KB)
Mit der neuen EU-Förderperiode ab 2023 soll die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) grüner und nachhaltiger werden. Dafür werden im nationalen GAP-Strategieplan Deutschlands 23 Prozent der bisherigen Direktzahlungsmittel für freiwillige Maßnahmen, die Öko-Regelungen, eingeplant: zusätzlich zu den bereits bestehenden Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM), die in jedem Bundesland regional differenziert angeboten werden. Um sie dabei besser zu unterstützen, werden zukünftig mehr Mittel aus der 1. Säule umgeschichtet. Neu sind auch erweiterte Grundanforderungen an die Betriebsführung: So müssen Landbewirtschaftende beispielsweise mindestens vier Prozent ihrer Ackerflächen nicht-produktiv halten.
Aus Umweltsicht wird der Strategieplan grundsätzlich als ambitioniert beschrieben. Gerade die Öko-Regelungen stellen eine Möglichkeit dar, um perspektivisch vollständig aus den Direktzahlungen auszusteigen. Bis Ende 2024 wird die Wirksamkeit der Öko-Regelungen evaluiert – das bietet Chancen, deren Angebot zu erweitern. Beispielsweise könnte die Tierhaltung und die Nährstoffreduktion stärker adressiert werden. Auch die Mittel müssen insgesamt erhöht werden, um Umwelt- und Klimaziele zu erreichen.
Durch die Einschätzungen aus Sachsen und Nordrhein-Westfalen wird aber deutlich, dass die Landesverwaltungen durch die Abgrenzung zwischen den neuen Öko-Regelungen und ihren bestehenden Agrarumweltförderungen vor große Herausforderungen gestellt werden. Zusätzlich haben sie neue AUKM in ihre Angebote aufgenommen, um dem Rückgang der Biodiversität und den Herausforderungen des Klimawandels begegnen zu können.
Die Forschung begleitet die Entwicklung der Agrarförderung seit Jahren und gibt konkrete Vorschläge, um sie effektiver und praktikabler zu gestalten. Sollten die Öko-Regelungen gut angenommen werden, könnten die Mittel dafür beispielsweise jährlich um fünf Prozent gesteigert und durch ein gesamtbetriebliches Punktemodell begleitet werden.
Workshop-Programm (PDF 371 KB)
Neue und alte Förderelemente der GAP müssen optimal auf weidetierhaltende Betriebe ausgerichtet und verfügbar gemacht werden – so die Expertinnen und Experten im Workshop. Dafür ist das Zusammenspiel zwischen den neuen Öko-Regelungen und den Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen aus ihrer Sicht noch verbesserungswürdig.
Positiv ist, dass einige der bisherigen Hemmnisse beseitigt werden: Zum Beispiel werden zukünftig Landschaftselemente oder Seggen- und Binsenbestände in die förderfähige Grünlandfläche einbezogen. Die neuen gekoppelten Zahlungen für Mutterkuhbetriebe und Schäfereien werden auch positiv wahrgenommen. Allerdings kommen Milchviehbetriebe, die auch Weidetierhaltung praktizieren, nicht in den Genuss dieser gekoppelten Zahlungen. Gekoppelte Zahlungen reichen außerdem alleine nicht aus, um die Zukunftsfähigkeit der Schäfereibetriebe zu sichern.
Gute Beispiele für eine bessere Ausrichtung der Förderprogramme auf die Weidetierhaltung lieferte Baden-Württemberg. Hier wird den Betrieben ein ganzes Set an Maßnahmen wie eine Sommerweideprämie, eine Prämie zur Extensivierung von Grünland oder Unterstützung beim Herdenschutz angeboten.
Workshop-Programm (PDF 371 KB)
Wird der Agrarumweltschutz auf regionaler Ebene koordiniert, begleitet und umgesetzt, kann er wirksamer sein: so die Idee aus den Niederlanden. Oft bringt es bereits Erfolge, unterschiedliche Akteure einer Region an einen Tisch zu bringen. Pilotprojekte aus Deutschland zeigen, dass Kooperation das gemeinschaftliche Denken und Handeln fördern kann.
Mit einem gemeinsamen Zielartenkonzept lässt sich der Schutz von Arten gezielt und betriebsübergreifend organisieren: Solche positiven Entwicklungstrends selten gewordener Arten lassen sich aus einem Projekt in der Zülpicher Börde ablesen.
Indem Antragsverfahren für Naturschutzmaßnahmen in einer Kooperation gebündelt werden, soll außerdem Bürokratie abgebaut werden. Ob das funktioniert, wird in zwei Modellregionen in Rheinland-Pfalz erprobt. Gleichzeitig bleibt zu beobachten, ob insgesamt mehr Agrarumweltmaßnahmen umgesetzt werden. Der Deutsche Verband für Landschaftspflege gibt konkrete Handlungsempfehlungen für überbetriebliche Gemeinschaften.
Workshop-Programm (PDF 371 KB)
Wiesen und Weiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland. Die dortige Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Vögeln nimmt aber seit Jahren ab. Auch die besonders geschützten Lebensraumtypen des Natura 2000-Netzwerkes befinden sich großteils in einem schlechten Zustand: Insgesamt sind schon 18 000 Hektar an Flächen verloren gegangen. Aus diesem Grund hat die EU eine Klage gegen Deutschland eingereicht. Es bedarf attraktiver Maßnahmen, damit es sich für Landwirtschaftende lohnt, das Grünland zu nutzen und zu pflegen.
Dass die landwirtschaftliche Grünlandnutzung und der Schutz von Wiesenvögeln gemeinsam funktionieren kann, zeigt das Artenschutzprogramm in Schleswig-Holstein. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Gebietsbetreuer, die nicht nur die Vorkommen der Wiesenvögel kartieren, sondern auch Schutzmaßnahmen und Bewirtschaftungseinschränkungen mit den Landbewirtschaftenden abstimmen. Die dafür gewährten Entschädigungen werden aus Landesmitteln finanziert. 2021 beteiligten sich 150 Landnutzer und schützten so über 1.100 Bruten von Uferschnepfen, Großen Brachvogeln oder Kiebitzen.
Workshop-Programm (PDF 388 KB)
Im Workshop wurden Bildung, Beratung und Wissensaustausch als wichtige Querschnittsthemen in der EU GAP-Strategieplan-Verordnung identifiziert. Im Nationalen Strategieplan für Deutschland ist die Förderung von Beratung und Qualifizierung von Beratenden über spezifische Interventionen ab 2023 vorgesehen. Beratung und (Weiter-) Bildung unterstützen hierbei die notwendigen Transformationsprozesse in der Landwirtschaft.
Aufgrund des zunehmenden Bedarfs an Biodiversitätsberatung stellt die Nachwuchsförderung eine wichtige Zukunftsaufgabe dar. Auch deshalb, weil es bisher an qualifizierten Neubewerbern mangelt und die Beratungskontinuität sichergestellt werden muss. Die Entwicklung und Einführung eines bundeseinheitlichen Qualifizierungsstandards mit dezentraler Koordinierung und regionalspezifischer Ausrichtung ist daher ein wichtiger Ansatz.
Die Fördermöglichkeiten über den ELER und die wachsende Nachfrage durch die Länder zeigen, dass die Biodiversitätsberatung in der Landwirtschaft an Bedeutung gewonnen hat: Durch einen bundeseinheitlichen Qualifizierungsstandard gibt es zudem Zuversicht, dass die Beratungslücke zukünftig geschlossen werden kann.
Workshop-Programm (PDF 371)
Agroforstsysteme auf Acker oder Grünland haben positive Effekte auf Boden, Wasser, Mikroklima und Biodiversität. Deshalb werden Landbewirtschaftende in der nächsten EU-Förderperiode durch die Ökoregelung "Beibehaltung einer agroforstlichen Bewirtschaftungsweise auf Ackerland und Grünland" unterstützt. Die Anlage der Gehölze wird bislang nur in einigen Bundesländern investiv gefördert – demnach gibt es noch Verbesserungsbedarf im Angebot und der Höhe der Fördermittel.
Dass Agroforstsysteme vielfältige Möglichkeiten bieten und komplex gestaltet werden können, zeigt das Beispiel "rieckens eichhof". Dort werden Bäume und Hecken auf Weideflächen integriert. Auch auf Ackerflächen mit Gemüse gelingt die Kombination. Erste positive Effekte für die Biodiversität lassen sich bereits beobachten.
Workshop-Programm (PDF 372)
Schwierige Geländeverhältnisse, erhöhter Arbeitsaufwand, hohes Sanktionsrisiko aufgrund der engen Definitionen von Grünland. Das sind einige Herausforderungen, mit denen Betriebe konfrontiert werden, die Flächen in Schutzgebieten naturschutzgerecht bewirtschaften. So wie die Biologische Station in Paderborn – Senne und die Agrargenossenschaft Bettenhausen in der Thüringer Rhön. Sie berichten außerdem von Problemen wie Dürren, die steigenden Preise für Betriebsmittel, die fehlenden regionalen Schlachtkapazitäten und den Mitarbeitermangel.
Die Kulturlandschaft in Schutzgebieten bietet aber wichtigen Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Somit sind Pflege und der Erhalt von sehr großer Bedeutung. Eine Studie des DVL und der Natura 2000-Station "Gotha/Ilm-Kreis" zeigt, dass der landwirtschaftliche Naturschutz mittlerweile durchaus zum "Einkommenszweig" werden kann - insbesondere bei tierhaltenden Betrieben: eine Entwicklung, die es weiterhin zu stärken gilt.
Workshop-Programm (PDF 370 KB)
Im Fokus des Workshops standen die Fördermöglichkeiten der Gemeinsamen Agrarpolitik für die ökologische Landwirtschaft und deren Perspektiven im Rahmen der neuen Förderperiode. Ergebnisse des Projekts "Honorierung der Umweltleistungen des Ökolandbaus" zeigen, dass der ökologische Landbau viele Umwelt- und gesellschaftliche Leistungen erbringt, die bislang unzureichend finanziert werden.
Ein Denkmodell des Bioland e. V. schlägt eine gestufte Basis-Förderung für gesamtbetriebliche Umweltleistungen vor, die sich auch auf die konventionelle Landwirtschaft anwenden ließe. Daraus ergebe sich eine gerechtere synergistische und positive Gesamtwirkung auf die Umwelt. Spezielle "Top-ups" wie Maßnahmen zum Tierschutz und im Bereich Biodiversität könnten das Modell ergänzen.
Workshop-Programm (PDF 371)
Es gibt viele gute Maßnahmen in den Agrarumweltprogrammen der Bundesländer: Sie werden aber noch immer in zu geringem Umfang umgesetzt, denn die Biodiversität ist in unserer Agrarlandschaft nimmt weiterhin stetig ab. Die neuen Öko-Regelungen sind ein möglicher Weg, um mehr Maßnahmen in die Fläche zu bringen, da sie beispielsweise nur eine einjährige Verpflichtung darstellen. Studien zufolge ist dies ein wichtiges Entscheidungskriterium für die Teilnahme an Biodiversitätsmaßnahmen.
Wie Bürokratie abgebaut werden kann, zeigt das Beispiel der NatApp: Sie begleitet und vor allem vereinfacht die Planung, Dokumentation und Kontrolle von Naturschutzmaßnahmen für Landbewirtschaftende. Auch kann ein ergebnisorientierter anstatt eines handlungsorientierten Ansatzes die Anforderungen an die Praxis erleichtern. Das "Result Based Payment Network" bündelt Aktivitäten und Informationen zum Thema.
Dr. Jan Freese
0228 68 45 34 77
Jan.Freese@ble.de