Regionaldialog zur Hofnachfolge

Exkursion und Online-Diskussion am 28. Mai und 2. Juni 2021

Mit unseren Regionaldialogen unterstützen wir ländliche Regionen dabei, Netzwerke von Akteuren zu entwickeln oder zu verfestigen. Ein aktuelles Thema ist die Hofnachfolge in den Mittelgebirgen: Wegen der Ungunstlagen ist es für Landwirtschaftsbetriebe dort häufig schwer, eine Nachfolge zu finden.

Naturräumliche Gegebenheiten wie Hanglagen, niedrige Bodenpunktzahlen und ein hoher Anteil an Landschaftselementen wie Hecken oder Baumreihen führen dazu, dass Flächen oft in kleinen Schlägen als Grünland bewirtschaftet werden. Um trotz dieser Standortnachteile zukunftsfähig zu bleiben, müssen die zukünftigen Hofbesitzer die Betriebskonzepte durch Diversifizierung und Spezialisierung anpassen.

Kleine landwirtschaftliche Betriebe prägen die Identität der Mittelgebirgsregionen. Indem sie Grünland offenhalten und so die artenreiche Kulturlandschaft erhalten, tragen sie außerdem in besonderem Maße zum Schutz der biologischen Vielfalt bei. Es ist deshalb wichtig, diese Betriebe zu erhalten und die Suche nach potenziellen Nachfolgern zu unterstützen.

Am 28. Mai 2021 besuchte die DVS gemeinsam mit einigen wenigen Fachexperten einen solchen Mittelgebirgsbetrieb in Hünenfeld bei Rhens. Wolfgang und Waltraud Behrendt halten auf rund 25 Hektar Dauergrünland 25 Milchkühe und bauen auf den restlichen elf Hektar Triticale, Wintergerste, Silomais und Ackergras an. Zusätzlich halten sie Legehennen und Masthähnchen in Bodenhaltung und vermarkten Eier und Fleisch direkt ab Hof.

Hürden einer Hofnachfolge

In Diskussion mit Beratern und Praktikern identifizierten wir mögliche Hürden, die eine Hofnachfolge erschweren können. Da jede Hofübergabe individuell ist, ist die folgende Liste nicht umfassend.

Unsicherheit

  • Einige Hofabgebenden sind nicht restlos davon überzeugt, dass sie ihren Hof wirklich abgeben möchten.
  • Die Hofübernehmenden, insbesondere Quereinsteiger, wissen nicht, was sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erwartet.

Existenzielle Abhängigkeit

  • Für einige Hofabgebende ist der Betrieb ein ergänzender Bestandteil ihrer Altersvorsorge.

Kapitalintensität

  • In den ersten Jahren der Hofübergabe gilt es mögliche zusätzliche Personal- und Investionskosten  einzukalkulieren.

Timing & Psychologie

  • Viele Betriebsinhabende verdrängen den Gedanken an eine fehlende Hofnachfolge oder haben persönliche Ängste davor, den Betrieb abzugeben. Dadurch geht wertvolle Übergabezeit verloren.

Wohnen

  • Für viele Betriebsabgebende ändert sich durch Zu- oder Auszug die Wohnsituation.

Qualifizierung der Hofnachfolgenden

  • Einige Hofabgebenden bekommen Anfragen von Quereinsteigern, die nicht aus der Landwirtschaft kommen und die anstehende Arbeit auf einem Betrieb unterschätzen.

Lösungsansätze und praktische Tipps:

Beratungsangebote:

Seminare / Foren / Informationen:

  • Das Hofübergabeforum des Ökojunglandwirte Netzwerks ermöglicht ein unverbindliches Kennenlernen von Hofabgebenden und Hofsuchenden aus ganz Deutschland und bietet gleichzeitig wertvolle Fachinputs zum Thema.
  • Damit eine Betriebsübergabe auch emotional gelingt, bietet die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau ein Betriebsübergabeseminar zu verschiedenen Schwerpunkten an.
  • Neue Medienformate informieren niederschwellig über das Thema, wie der Hofübergabepodcast von agrarheute.

Planung / Vorbereitung:

Im Internet finden sich Checklisten, die bei der Vorbereitung für eine Hofübergabe helfen können.
Downloads & Links:

Fördermöglichkeiten:

  • In Sachsen-Anhalt können junge Betriebsinhabende unter 40 Jahren bei der Gründung eines Landwirtschaftsbetriebes Existenzgründungsbeihilfe von rund 70.000 Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren beantragen.
  • Die Landwirtschaftliche Rentenbank bietet jungen Betriebsinhabenden unter 41 Jahren einen zusätzlichen Zinsbonus.
  • Die steuerlichen Regelungen für die Land- und Forstwirtschaft ermöglichen allgemeine Freibeträge und Freibeträge bei Betriebsaufgaben oder -veräußerungen. Diese Freibeträge werden bis Ende 2021 angepasst.
  • Forderungen für eine Weiterentwicklung der GAP wurden im Rahmen des Rates für Nachhaltige Entwicklung zusammengefasst.

Finanzierung / Alternative Modelle:

  • Betriebsinhabende können ihren Besitz einer Stiftung überschreiben. Die Biohöfe-Stiftung stellt beispielsweise sicher, dass die landwirtschaftliche Bewirtschaftung abgebender Betriebe unter ökologischen Gesichtspunkten fortgeführt wird.
  • Die BioBoden Genossenschaft kauft landwirtschaftliche Flächen oder Betriebe, um sie an ökologisch Bewirtschaftende weiter zu verpachten oder selber zu bewirtschaften.
  • Auch die Solidarische Landwirtschaft unterstützt Hofnachfolgende. In der Solawi tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten.
    Vortrag von Klaus Strüber, Netzwerk Solawi
  • Hof sucht Bauer bietet zahlreiche Informationen und Hinweise zur Hofnachfolge. Herzstück der Webseite ist die Online-Hofbörse, die Inserate von Hofabgebenden und Hofsuchenden bündelt.

Qualifizierung von Hofnachfolgenden:

Diversifizierung:

Zukunftsfähige Mittelgebirgsbetriebe

Im Hinblick auf die besondere Bedeutung der Landwirtschaft für die Mittelgebirgslandschaften ist es notwendig, zukunftsfähige Ideen und Konzepte für Betriebe zu entwickeln und voranzubringen. Im Rahmen des Regionaldialogs wurden gemeinschaftliche Ansätze wie die Solawi, Biohöfe-Stiftung und Online-Hofbörse vorgestellt sowie kooperative Ansätze wie in den Niederlanden diskutiert. Teilnehmende empfehlen den Landwirtinnen und Landwirten, auch ihre Marktperspektive anzupassen, indem sie regional und direkt verkaufen, um so eine hohe Wertschöpfung auf kleiner Fläche zu generieren. Dies kann beispielsweise mithilfe hochwertiger Produkte wie Pilzen oder Nüssen gelingen. Erzeugergemeinschaften können dabei die Marktposition stärken und vorwärtskalkulierte Erzeugerpreise ermöglichen. Auch außerlandwirtschaftliche Dienstleistungen wie touristische Angebote sollten in Betracht gezogen werden.

Ein Plan für die Mittelgebirge

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) setzt sich mit seiner "Mittelgebirgsstrategie 2030" für die Stärkung der Bergregionen ein.

Zum Download der Strategie

Mit seinem aktuellen Ideenwettbewerb Modellbetriebe Bioökonomie sucht der DVL zusammen mit Partnern innovative und nachhaltige Ideen für eine biobasierte Land- und Forstwirtschaft. Ziel ist es, Wertschöpfungsketten in den Mittelgebirgsregionen zu stärken und den Menschen, die hier leben und wirtschaften, neue Perspektiven zu geben.

Pressemitteilung des DVL zum Regionaldialog

Kontakt

Camilla Bentkamp
0228 68 45 27 70
Camilla.Bentkamp@ble.de

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