Wir verwenden Cookies, um Ihnen die optimale Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen. Es werden für den Betrieb der Seite nur notwendige Cookies gesetzt. Details in unserer Datenschutzerklärung.
Online-Veranstaltungen am 30. November und 8. Dezember 2021
Grüner, krisenfester – das sind Wünsche der EU-Kommission, Landesregierungen oder auch der Bevölkerung für die Zukunft der ländlichen Räume in Deutschland. Viele bestehende und künftige LEADER-Regionen stehen nun vor der Herausforderung, ihre Lokale Entwicklungsstrategien für die Förderperiode ab 2023 entsprechend auszurichten.
Der Schutz von Klima und Umwelt erfordert einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit bestehenden Ressourcen. Ziel sollte es daher sein, die regionale Wirtschaft auf Basis erneuerbarer Ressourcen umzubauen. Ein Schlüssel zu einer nachhaltigen Form des Wirtschaftens kann die Bioökonomie sein.
Welche Chancen bietet die Bioökonomie für Erzeugung und Verarbeitung auf dem Land und für regionale Wirtschaftskreisläufe? Welche Möglichkeiten bestehen, die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität voranzubringen? Wie kann für ein nachhaltiges Konsumverhalten im Sinne der Bioökonomie sensibilisiert werden? In der Online-Veranstaltung diskutierten wir Potentiale und Herausforderungen, welchen Beitrag LEADER zu einer ländlichen Bioökonomie leisten und wie dieses Themenfeld in Regionalentwicklungskonzepte integriert werden kann.
Dr. Christian Klar, Leiter der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER Rheinland
Die Bioökonomie ist eine moderne und nachhaltige Form des Wirtschaftens, die auf der effizienten Nutzung von biologischen Ressourcen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen basiert. Sie erstreckt sich über alle Bereiche, die erneuerbare biologische Ressourcen zur Herstellung von Produkten und zur Bereitstellung von Dienstleistungen nutzen. Dazu zählen alle Branchen, die biologische Ressourcen produzieren, verarbeiten oder in irgendeiner Form nutzen, wie zum Beispiel die Land- und Forstwirtschaft, die Energiewirtschaft oder die Chemie- und Kosmetikindustrie.
Im Rahmen des Sofortprogramms zum Braunkohleausstieg wird das Rheinische Revier zur „Modellregion BioökonomieREVIER Rheinland“ entwickelt. Es soll Vorbild für ressourceneffizientes und nachhaltiges Wirtschaften werden. Ziel ist eine „hybride Kreislaufwirtschaft“, die bioökonomische Lösungen und andere nachhaltige Konzepte wie beispielsweise erneuerbare Energien und Rohstoffe in der Region integriert und dadurch regionale Stoffkreisläufe stärkt. Durch Kooperation von Partnern aus Forschung, Industrie, Landwirtschaft, Kommunen und der Zivilgesellschaft entsteht so ein Real-Labor für eine Bioökonomie-Region.
Dr. Christian Klar machte deutlich, was Bioökonomie bedeutet und wie vielseitig diese ist. Darüber hinaus stellte er die Arbeit der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER Rheinland vor und gab Beispiele, wie sie das Thema in der Regionalstrategie verankern können.
In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden, welche Ansätze, Ideen, aber auch Fragen es gibt, um das Thema Bioökonomie in der Lokalen Entwicklungsstrategie zu verankern.
Die Rolle von LEADER bei der Förderung der Bioökonomie liegt unter anderem in der Netzwerkkompetenz. Dazu gehört auch die Vermittlung des in der allgemeinen Öffentlichkeit als sperrig wahrgenommenen Themas. Dafür ist eine bürgernahe Sprache wichtig und andere, gut zugängliche Aktionen. LEADER kann auch dazu beitragen, für die Region passende Themen zu identifizieren.
LEADER kann als ergänzendes Förderprogramm zur Umsetzung größerer Strategien durchaus eine Rolle spielen; alleine jedoch kann LEADER die Themen der Bioökonomie nicht umsetzen, kleine oder flankierende Maßnahmen sind denkbar. Deshalb sind – nicht nur bei der Bioökonomie – Kooperationen mit anderen LEADER-Regionen, Institutionen und Netzwerken unerlässlich, zum Beispiel die Verschränkung mit übergeordneten Initiativen wie Bioökonomie-Regionen oder Ökomodell-Regionen. Für Kooperationsprojekte bietet sich eine wissenschaftliche Begleitung an. Zu bedenken ist auch, dass für eine nachhaltige Entwicklung auch soziale Innovationen nötig sind.
LEADER kann einen Beitrag zur Vernetzung kleiner Träger leisten, die nicht im Fokus der großen Modellinitiativen sind, und die Ansprache von Akteuren im eigenen Netzwerk übernehmen, beispielsweise Landwirte und Landwirtinnen.
Ob Klimawandel oder Pandemie, externe krisenhafte Entwicklungen stellen ländliche Räume immer wieder vor Herausforderungen. Ziel sollte es daher sein, ländliche Räume zu resilienten Regionen zu machen: Sie sind wenig „störungsanfällig“, lernfähig und gut gewappnet, um künftige Krisen zu vermeiden oder zu vermindern.
Wie kann der Übergang zu einer resilienten Region mit LEADER in der kommenden Förderperiode gelingen? Wie muss die Lokale Entwicklungsstrategie ausgerichtet sein? In der Online-Veranstaltung diskutierten wir Ansätze und Ideen, wie „Resilienz“ möglichst ganzheitlich in LEADER-Regionalentwicklungskonzepte integriert werden kann.
Katja Stiegler, Geschäftsführerin ILE AOVE (Bayern)
Die ILE-Region AOVE (Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehrenbach), ein interkommunaler Zusammenschluss von neun Gemeinden im Landkreis Amberg-Sulzbach, ist beim Thema „Resilienz“ Vorreiter: 2017 bis 2019 hat sie als Modellregion an einem Forschungsprojekt teilgenommen, in dem untersucht wurde, wie widerstandsfähig die Region gegenüber Krisen ist; 2020 hat die AOVE erstmalig ein Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept mit Handlungsfeldern und Zielen unter dem Leitbild Resilienz erstellt. Katja Stiegler berichtete darüber, wie die AOVE die Entwicklungsstrategie am Thema Resilienz ausrichtete und welche Umsetzungserfahrungen es bisher gibt. Als Anlass diente eine zuvor unternommene Verwundbarkeitsanalyse der Region gewesen.
In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden, welche Ideen und Unsicherheiten es gibt, um das Thema Resilienz in der Lokalen Entwicklungsstrategie zu verankern.
Romana Schweiger und Andrea Birrenbach (2021): Eine Region stellt sich neu auf. In: LandInForm 4.2021, S.38/39.
Um sich auf die nächste Förderperiode vorzubereiten, hat die LEADER-Region Kreisentwicklung Miesbacher Land einen vielschichtigen Prozess gestartet, der über das Verfahren in vielen anderen LEADER-Regionen hinausgeht: Der Trägerverein wollte wissen, was seine Region in Zukunft resilient, also krisenfest, machen kann.