Projekte der ländlichen Entwicklung

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Unterstützung der Wiederbesiedlung des "Thüringer Grabfeldes" durch den Steinkauz

Steinkauz vor Brutröhre

Webcam-Aufnahme: Ein ausgewachsener Steinkauz sitzt vor dem Eingang zu einer Brutröhre, die in einem Obstbaum ausgebracht wurde. Bild: LPV Thüringer Grabfeld e. V.

Stand:

08.08.2023

Kontakt:

Landschaftspflegeverband "Thüringer Grabfeld" e. V.

Laufzeit:

(1) 01.04.2012 bis 30.09.2015 - (2) 01.08.2016 bis 31.10.2018

Themen:

  • Bildung, Beratung und Information
    • Umweltbildung
  • Landschaft
    • Landschaftspflege
  • Naturschutz
    • Artenschutz

Förderperiode:

  • ELER 2014 - 2022

Beschreibung

Zusammenfassung:

Der Steinkauz gilt als Leitart der offenen Kulturlandschaft, besonders der Streuobstwiesen und Kopfweidenalleen. In weiten Teilen Mitteleuropas sind seine Bestände rückläufig oder ausgestorben. In Südthüringen setzte sein Rückgang schon in den 1970er Jahren ein; ab den 1980er Jahren verschwand er gänzlich. 2007 wurden die ersten Steinkäuze, von Unterfranken kommend, wieder im Thüringer Grabfeld gesichtet.

Nach ersten Aktivitäten des Landschaftspflegeverbandes wurden 2012-2015 und 2016-2018 zwei aufeinander aufbauende ENL-Projekte durchgeführt. Ihr Ziel war der Aufbau eines stabilen Steinkauzvorkommens in Südthüringen durch eine Verdoppelung des Bestands von geschätzt 2-5 Brutpaaren im Jahr 2007 bis zum Projektende. Zudem sollten weitere Habitate ermittelt und für die Wiederbesiedlung optimiert werden. Vom Grabfeld aus wäre dann die Besiedlung in weiteren Gebiete Thüringens möglich.

In engem Erfahrungsaustausch mit den unterfränkischen Kollegen wurden geeignete Flächen identifiziert. Sukzessive wurden deren Eigentümer und Nutzer involviert und ein Netzwerk an Fachleuten, Behörden und Freiwilligen aufgebaut. Hochstämmige Obstbäume und Kopfweiden wurden gepflegt und gepflanzt, ein Kopfweidenkataster aufgebaut, Flächen entbuscht und Steinkauzröhren gebaut, systematisch ausgebracht und regelmäßig kontrolliert – mit Erfolg: Der Bestand im Thüringer Grabfeld hat sich stabilisiert (2018: 11 bekannte Reviere und 8 erfolgreiche Bruten) und steigt aktuell weiter an. 

Ausgangssituation:

Der ursprünglich weit verbreitete Steinkauz ist in den letzten Jahrzehnten in vielen Gegenden Deutschlands stark zurückgegangen und regional ganz verschwunden. Er ist in der Roten Liste Deutschlands als “stark gefährdet”, in der Roten Liste Thüringens sogar als “vom Aussterben bedroht” eingestuft. Hauptrückgangsursache der Steinkauzbestände war und ist die Habitatzerstörung durch die Rodung von Streuobstwiesen und alter Höhlenbäume sowie aufgrund veränderter Landnutzung.

2007 wurde der Steinkauz in unserem Gebiet wiederentdeckt. Zu diesem Zeitpunkt stand er vor dem Aussterben in Thüringen. Durch Ornithologen wurden Brutröhren in Teilen des Thüringer Grabfeldes ausgebracht, die nach wenigen Jahren angenommen wurden. Der Landschaftspflegeverband “Thüringer Grabfeld” e.V. unterstützte die Maßnahmen mit seinen Möglichkeiten. Dies war 2012 Anlass für unser 1. Wiederbesiedlungsprojekt. Ein zweites, darauf aufbauendes Projekt wurde 2016-2018 umgesetzt. Eingebunden wurden Landnutzer, Landeigentümer, Ornithologen, Interessierte, Studenten und Schüler.

Inhalt:

  • Ermittlung geeigneter Flächen, Einholung von Nutzungsberechtigungen und Erlaubnissen
  • Erhalt und Pflege alter höhlenreicher Obstbäume und Kopfweiden
  • Neupflanzung hochstämmiger Obstbäume
  • Freistellen verbuschter Obstwiesen und Organisation ihrer Nutzung
  • Ausbringung künstlicher Nisthilfen
  • jährliche Brutkontrollen
  • Kontrolle aller landschaftspflegerischen Maßnahmen
  • Organisation der Beringung mit Ornithologen
  • Erfassung des Projektfortschritts, jährliche GIS-gestützte Dokumentation des Steinkauzbestands, Erstellung von Karten          
  • Erarbeitung einer handillustrierten Geschichte für Kinder aus dem Leben des Steinkauzes
  • Aufbau eines Kopfweidenkatasters
  • Betreuung von Master-, Bachelor- und Seminarfacharbeiten im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts
  • Erarbeitung von Publikationen zu den wissenschaftlichen Ergebnissen und zur Projektumsetzung in Fachzeitschriften 

Ziele:

  • Aufbau eines stabilen Vorkommens des Steinkauzes in Südthüringen; Verhinderung des Aussterbens in Thüringen
  • Sicherung des Vorkommens als Quellpopulation für eine überregionale Ausbreitung der Art
  • Erforschung und Verbesserung der Lebensraumstrukturen für die Brut und Nahrungssuche
  • Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Artenschutzmaßnahmen
  • Aufbau von Wissen in der Bevölkerung zur Biodiversitätsstrategie und zum europäischen Schutzgebietsnetz NATURA 2000 mit seinen Zielarten
  • Förderung und Intensivierung der Zusammenarbeit mit Landnutzern und ihres Verständnisses für den Artenschutz

 

Besonderheiten:

  • Eigeninitiative in nachhaltige Netzwerkarbeit umgewandelt: Ausgangspunkt war die Initiative einiger Hobbyornithologen, die eigenmächtig Brutröhren ausgebracht hatten. Im Rahmen des Projekts wurden alle interessierten Parteien involviert und vernetzt, Experten eingebunden, umfassende Schutzmaßnahmen ergriffen und die rechtlichen Aspekte geklärt. Heute ist der Schutz des Steinkauzes ein gemeinschaftliches Anliegen.
  • Der Steinkauz wurde nachhaltig und ohne künstliche Umsiedlung wiederangesiedelt.
  • Wertschöpfung für Landwirte: Die Aktivierung der Streuobstwiesen brachte Synergien mit einem weiteren Projekt, der regionalen Vermarktung von Streuobst.

 

Fragen zur Projektsammlung?

Felix Kupfernagel
0228 68 45 31 19
felix.kupfernagel@ble.de

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