Jugendfonds Holzland€ash
Bild: RAG Saale-Holzland e.V.
Stand:
10.08.2023
Kontakt:
Regionale Aktionsgruppe Saale-Holzland e. V.
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
Gesamtbudget: 50.604,66 € (2016 – 2023)
- Europäische Förderung: 34.158,16 €
- Landesmittel: 3.795,34 €
- Eigenmittel: 12.651,16 €
Laufzeit:
21. April 2016 bis 1. November 2023 (mit Unterbrechungen und in verschiedenen Stadien)
Themen:
- Demografischer Wandel
- Gesellschaft und Soziales
- Bürgerbeteiligungsprozesse
- Jugendprojekte
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Wie typisch für den ländlichen Raum ist auch die Saale-Holzland-Region von der Landflucht junger Menschen betroffen. Die Überalterung beschränkt das Stimmgewicht und die Möglichkeiten der verbleibenden jungen Menschen, ihre Region nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen mitzugestalten.
Um ihnen mehr Beteiligung zu ermöglichen, hat das LEADER-Management eine Schülerwerkstatt geschaffen, in der Jugendliche eigene Projektideen entwickeln. Ein Jugendbeirat als beständiges Gremium wurde ins Leben gerufen, der als Sprachrohr für die Belange der Kinder und Jugendlichen fungiert und den Geldfonds Holzland€ash verwaltet, über welchen er ausgewählte Jugendprojekte mit bis zu 1.000 € finanziert. Projektgruppen befassen sich beispielsweise mit den Umsetzungsbereichen Schule, Vereine und Jugendtreffs. Seit 2016 wurden auf diese Weise bereits 31 Projekte teils mit „Denk bunt - Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“ im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, teils mit LEADER-Mitteln erfolgreich umgesetzt.
Ausgangssituation:
Gerade in ländlichen Gebieten nimmt die Anzahl junger Menschen stark ab und damit auch ihr Stimmgewicht. Auch die Saale-Holzland-Region leidet unter den Folgen des demografischen Wandels und ist vom Wegzug junger Menschen betroffen. Um attraktiv für alle zu sein und zukunftsfähige Räume zu schaffen, ist Jugendbeteiligung ein großer Schlüssel.
Welche Bedingungen wünschen sich junge Menschen, um in der Region ansässig zu bleiben? Wie können Kinder und Jugendliche trotz des abnehmenden Stimmgewichts gehört werden? Wie lässt sich eine kinder- und jugendfreundliche Regionalentwicklung betreiben? Was können Kinder und Jugendliche tun, um für sich selbst und andere das Leben in der Region auch in Zukunft lebenswert, attraktiv, spannend und erlebnisreich zu gestalten? – Diesen Fragen hat sich die RAG Saale-Holzland schon frühzeitig gewidmet und mit einer jährlichen Schülerwerkstatt und einem Schülerwettbewerb konkrete Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche geschaffen. So entwarfen die Schüler beispielsweise ihr eigenes Bild der Zukunft (ein Kinder- und Jugendleitbild), kamen mit Experten der Region ins Gespräch und trugen eigene erfolgreiche Ansätze und Projekte in die Breite.
Im Rahmen der RES-Erstellung im Jahr 2015 entstand dann die Idee der Gründung eines LEADER-Jugendbeirates und eines LEADER-Jugendfonds, um das Engagement der Kinder und Jugendlichen noch stärker zu fördern und Jugend aktiv in die Regionalentwicklung einbinden zu können.
Inhalt:
Das Projekt Holzlandcash und dessen Inhalt kann drei Phasen oder auch Teilprojekte unterteilt werden.
Installierung des Jugendfonds 2016-18:
- Gründung eines LEADER-Jugendbeirats und eines LEADER-Jugendfonds zur stärkeren Förderung des Engagements der Kinder und Jugendlichen und zu ihrer aktiven Einbindung in die Regionalentwicklung. Beide Instrumente wurden im Jahr 2016 im Rahmen des LEADER-Projektes „Jugendfonds Holzland€ash“ installiert und unterstützen damit die Umsetzung des Leitprojekts „Wir mischen mit – Mitbestimmung und Mitgestaltung von Kindern und Jugendlichen“. Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 27 Jahren haben seither die Möglichkeit, in der Saale-Holzland-Region eigene Projekte beispielsweise in Schule, Vereinen oder offenen Jugendtreffs mit finanzieller Unterstützung umzusetzen.
- Ein Verfahren zur Projektbewertung und -bewilligung wurde erarbeitet und in der Praxis erprobt. Wird die festgelegte Mindestpunktzahl erreicht, erhalten die Projektträger zur Umsetzung ihrer Idee bis zu 500 €, bei besonders guten Projekten bis zu 1000 €. Bereits 2016 wurden auf diese Weise 2 Projekte vorgestellt, bewertet und umgesetzt (beide finanziert durch LEADER).
- Außerdem wurden ein Logo für den Holzland€ash entwickelt, die Website www.holzlandcash.de eingerichtet und unter der Anleitung einer Werbeagentur ein Workshop zur Ideenfindung und Planung der Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt.
- 2017 wurden acht Jugendinitiativen aus dem Holzland€ash unterstützt und Projekte umgesetzt (alle finanziert durch LEADER). Auch wurde eine Werbekampagne „Landkind/Stadtei“ entwickelt und die jährliche Schülerwerkstatt (SWS) mit acht Workshops zur (Weiter-)Entwicklung von Ideen fand statt.
- 2018 wurden fünf Projekte umgesetzt (2 LEADER, 3 LAP/Demokratie leben!). Der Jugendbeirat hat zahlreiche Möglichkeiten genutzt, sich zu vernetzen und in andere regionale und überregionale Gremien einzubringen.
Erste Weiterführung des Jugendfonds 2019-21
- 2019: drei Projekte (2 LEADER, 1 LAP/Demokratie leben!). Bei der Schülerwerkstatt leiteten zwei im Jugendbeirat besonders aktive Jugendliche einen eigenen Workshop zum Thema Jugendbeteiligung. Dadurch konnten neue Mitglieder für den Jugendbeirat gewonnen werden.
- 2020 wurden Treffen auf Videokonferenzen umgestellt. Trotz Pandemie drei Projekte (2 LEADER, 1 LAP/Demokratie leben!) und SWS
- 2021: drei Projekte (2 LEADER, 1 LAP/Demokratie leben!). Der Jugendbeirat stellte regelmäßig bei Veranstaltungen Möglichkeiten der Jugendbeteiligung in der Saale-Holzland-Region vor und warb für eine Beteiligung im Jugendbeirat und die Nutzung des Jugendfonds Holzland€ash.
Zweite Weiterführung 2022-23
- 2022: fünf Projekte (4 LEADER, 1 LAP/Demokratie leben!). Erstmals führte der Jugendbeirat eine Exkursion zu den Holzland€ash-Jugendprojekten in der Region durch und veranstaltete zum zweiten Mal den HLC-Cup (Freizeitvolleyballturnier). Zur Werbung für die Schülerwerkstatt entstand ein Erklärfilm. Zur SWS wurde erstmals ein Wanderpokal für den Publikumssieger vergeben.
Ziele:
Junge Menschen sollen durch partizipative Angebote Verantwortung übernehmen, sich einbringen, mitgestalten und selbstwirksam werden können. Gute Ideen sollen vorgestellt und auch von anderen aufgegriffen werden.
Durch Partizipation sollen der Demokratiegedanke und die Verständigung zwischen Generationen und Kulturen gestärkt werden – und das Bewusstsein dafür, dass man sich auch im Erwachsenenalter für die Gesellschaft vor Ort engagieren kann.
Durch das Erleben, dass ihre Wünsche eine Rolle spielen, und durch die Steigerung ihrer Lebensqualität soll eine Bindung an die Region entstehen und bestenfalls das Interesse erweckt werden, nach der Ausbildung, dem Studium zurückzukehren und sich als Erwachsener weiter in die Gestaltung einzubringen.
Besonderheiten:
Es wurde eine Struktur geschaffen, die Kinder und Jugendliche empowert, sich in einem demokratischen Prozess in der Regionalentwicklung zu engagieren und selbstständig und eigenverantwortlich mit Hilfe von Fördermitteln Jugendprojekte umzusetzen.
Jugendgruppen werden gehört und sichtbar, erhalten Unterstützung und werden in ihrem Tun bestärkt. "Von Jugendlichen für Jugendliche": Erwachsene sind "nur" Coaches oder Begleiter; Gestalter sind die Jugendlichen selbst. Mit diesem Ansatz in der Regionalentwicklung werden die EU Youth Policy und die Forderung "Child participation in political and democratic life" der EU Strategy on the Rights of the Child and the European Child Guarantee auf innovative Weise umgesetzt.
Perspektiven:
- Aufbau: Um eine solche Initiative aufzubauen, ist es wichtig, die entscheidenden Stakeholder wie Landkreis mit Landrat und Jugendamt sowie die offene Jugendarbeit (Vereine) und andere Akteure im Thema an einen Tisch zu bringen.
- Nachhaltigkeit: Die Schaffung nachhaltiger Strukturen der Jugendbeteiligung war uns durch die enge Kooperation mit dem Netzwerk „Demokratie leben!“, der Schulsozialarbeit, der freien Jugendarbeit im Landkreis sowie der Unterstützung des Landrats möglich. Der frühe Fokus auf die Win-Win-Effekte für alle Beteiligten schuf ebenso Nachhaltigkeit wie die Installation des Jugendbeirats als beständiges Gremium. Wir haben gelernt, dass Strukturen flexibel und offen bleiben müssen, da die Zusammenarbeit mit Jugendlichen überaus dynamisch verläuft.
- Skalierung: Für eine breiter angelegte Initiative ist es hilfreich, die Kommunen einzubinden. Aufgrund der Projektansiedlung bei der RAG konnte hier auf ein etabliertes Netzwerk aus Kommunen und regionalen Wirtschafts- und Sozialpartnern zugegriffen werden.
- Weiterentwicklung: Es hat sich gezeigt, dass die Jugendlichen für sich selbst und für ihre Region aktiv werden. Sie übernehmen Verantwortung und nutzen Mitgestaltungsmöglichkeiten.