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Klimastabile Wälder für die Region Elbe-Elster - Initiative zur Mobilisierung des kleinen und mittleren Privatwaldes

Bild: Dirk Knoche, FIB

Stand:

17.02.2022

Kontakt:

Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. (FIB)

ELER-Förderung:

ja

Finanzierung:

  • Gesamtbudget: 37.500,- EUR
  • ELER Mittel 30.000,- EUR
  • Eigene Mittel: 7.500,- EUR

Laufzeit:

März 2020 - Februar 2021

Themen:

  • Klimawandel
    • Anpassung an den Klimawandel
  • Landwirtschaft und Natur
  • Wald und Forst
    • Naturschutz im Wald

Förderperiode:

  • ELER 2014 - 2022

Beschreibung

Zusammenfassung:

Das Projekt richtet sich an von Klimafolgen stark betroffene kleine und mittlere private Waldbesitzer im südlichen Brandenburg. Diese sind nicht vollständig vom Holzerlös abhängig – im Gegensatz zu großen Forstbetrieben.

Aufgrund emotionaler Bindung besteht die Bereitschaft zu investieren, wenngleich Basiswissen fehlt. Daher wird eine regionale Aktions-Plattform mit den Handlungsfeldern Waldschutz & Walderneuerung geschaffen. Das übergeordnete Ziel ist, noch skeptische Waldeigentümer für Maßnahmen der Walderneuerung und -erhaltung zu aktivieren, insbesondere Eigeninitiative zu fördern. Gleichzeitig wird ein Bewusstsein "pro Wald" gebildet.

Das öffentlichkeitswirksame Projekt verbindet Forschung, Umweltbildung und forstliche Praxis: So kommen ungleiche Akteure ins Gespräch.

Ausgangssituation:

Die Region Elbe-Elster zählt zu den klimaempfindlichsten Landschaftsräumen in Mitteleuropa. In Trockenjahren, wie etwa 2003, 2006, 2018 oder 2019, erreichte der Jahresniederschlag kaum 400 Millimeter. Wer in Südbrandenburg unterwegs ist, der sieht es: Das vertraute Landschaftsbild verändert sich, dem "Patient Wald" geht es schlecht. Die extreme Witterung hinterlässt Spuren und ist ein Alarmsignal. Hier leidet vor allem die Gemeine Kiefer unter Wassermangel und Hitze; Borkenkäfer und nadelfressende Schadinsekten haben in den vorgeschwächten Waldbeständen leichtes Spiel. So sind im Landkreis Elbe-Elster seit 2018 auf mehreren 100 Hektar Kiefern abgestorben. Akut geschädigt sind rund 15.000 Hektar - das entspricht 20.000 Standard-Fußballfeldern. Die Waldschutzsituation droht außer Kontrolle zu geraten, hat doch das Jahr 2020 erst das ganze Ausmaß der Schäden offenbart. Derzeit erlebt der Landkreis Elbe-Elster vielerorts Waldschäden in einem bisher noch unbekannten Ausmaß. Betroffen sind vor allem schlagweise Kiefern-Bestände - sie machen rund drei Viertel der Bestockung aus.

Aus den beiden "Jahrhundertsommern" 2018 und 2019 sind Borkenkäfer und andere Schadinsekten gestärkt hervorgegangen. Die Waldschutzsituation ist außerordentlich angespannt: Aktuell weisen in der Region Elbe-Elster rund 15.000 Hektar einen akuten Schädlingsbefall auf, etwa 3.300 Waldbesitzer sind betroffen, ganze Bestände sterben ab.

Aktuell sind die wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen kaum abschätzbar. Das ist eine völlig neue Situation für alle Waldbesitzer: Nervosität macht sich breit. In dem einzigartigen Transformationsprozess fehlt vielen die waldbauliche Orientierung. Gleichzeitig spitzt sich die allgemeine forstpolitische Debatte zu, insbesondere was die finanzielle Unterstützung der Waldbesitzer in konkreten Fördermaßnahmen betrifft. Die entscheidende Frage ist, wie darauf am besten reagiert werden soll, und damit rückt der kleine und mittlere Privatwald in das öffentliche Interesse.

Inhalt:

Ausgangs-, Dreh- und Angelpunkt ist die online-gestützte "Waldbefragung Elbe-Elster 2020". Sie ermöglicht ein Meinungsbild der Waldbesitzer und trägt gleichzeitig zur Sensibilisierung für das gesellschaftlich wichtige Anliegen bei. Mit diesem erprobten Instrument können sich alle interessierten Waldeigentümer beteiligen. Sie verschaffen sich damit "Gehör", kommen zu Wort und teilen bereitwillig Erfahrungen, Erkenntnisse & Meinungen mit anderen: "Wie wirtschaften Sie im eigenen Wald? - Wie gehen Sie mit gutem Beispiel voran? - Wie schätzen Sie bestehende Förder- und Beratungsangebote ein? - Decken sich die Förderziele mit meinen Interessen? - Welche Hürden bestehen und wie lassen sich diese abbauen? - Welche Erwartungen habe ich an staatliche Beratungsangebote, was lässt sich verbessern?"

Das FIB präsentiert den "gestressten" Waldeigentümern in drei regionalen "Waldkonferenzen Elbe-Elster - Klimafolgen und Anpassung" die wissenschaftlich aufbereiteten Ergebnisse und diskutieren diese mit ihnen. Sie alle vertreten diverse legitime Standpunkte, die auch äußern sollen. Durch die Vor-Ort-Termine in besonders betroffenen Gemeinden des Landkreises kommen selbst eher zurückhaltende Menschen zu Wort, weil sie so in ihrem gewohnten Umfeld sind.

Ziele:

  • Aktivierung der noch skeptischen Waldeigentümer für eine Walderneuerung in der Region Elbe-Elster: geschätzt rund 4.800 Waldbesitzer, in Summe 53.000 Hektar Privat- und Kommunalwald, aber nur 881 Waldbesitzer sind in 15 Forstbetriebsgemeinschaften organisiert
  • Motivation zu notwendigen, aber oft kostspieligen Maßnahmen des Waldschutzes sowie eines proaktiven Waldumbaus sowie der Jungbestandspflege
  • Anleitung als „Hilfe zur Selbsthilfe“, insbesondere zu Maßnahmen, die sich ohne großen finanziellen Aufwand realisieren lassen, z.B. mit der Natur wirtschaften
  • "Wir ziehen an einem Strang" - Ergänzung zur Beratungsoffensive des Landesbetriebes Forst Brandenburg und den Angeboten privater Dienstleister

Besonderheiten:

Was sich aus der aktuellen Debatte zur Waldzukunft in Elbe-Elster lernen lässt, ist: Emotionen, persönliche Betroffenheit und eigene Teilhabe an Entscheidungen können den Zugang zu strittigen Waldthemen erleichten, auch wenn es (nur) darum geht, "sich Gehör zu verschaffen". Deshalb sind solche direkten Online-Abfragen besonders wertvoll - vorausgesetzt, die Ergebnisse werden zeitnah publiziert und von den Entscheidungsträgern wahr- und ernstgenommen. Wer sich freiwillig und uneigennützig engagiert, soll auch wissen, dass es sich lohnt und er selbst einen Mehrwert daraus zieht. Das erzeugt eigene Handlungsbereitschaft und motiviert andere Waldbesitzer. Entscheidend ist, dass die Ergebnisse in ein greifbares Handeln münden. Die Waldbefragung ist kein Selbstzweck, der nur dem akademischen Erkenntnisgewinn dient. Auch deshalb müssen solche auf Bürgerbeteiligung fußende Aktivitäten verstetigt werden, etwa indem weitere Informations- und Diskussionsveranstaltungen folgen (Anschlussfähigkeit). In solchen Umsetzungsprojekten geht es darum passende Beratungsangebote für kleine und mittlere Privatwaldbesitzer zu formulieren und sie wissenschaftlich zu begleiten, stets mit dem regionalen Kontext zu den spezifischen Verhältnissen. Dabei lassen sich die Vorteile von digitalen Angeboten und Präsenzveranstaltungen verbinden. Denkbar sind Formate, mit Schwerpunktthemen wie "Waldforschung trifft Privatwald", Praxisübungen/Exkursionen ("Werkstatt Privatwald") oder ein regelmäßiges "Waldforum Elbe-Elster", etc.

Waldbesitzer sind Online: Das Projekt "Klimastabile Wälder Elbe-Elster" stößt auf landesweites Interesse, etwa bei anderen Lokalen Aktionsgruppen (LAG) als tragenden Säulen der ländlichen Entwicklung in den 14 LEADER-Regionen. Erstmals liegt jetzt für Brandenburg eine Datenbasis zur Motivlage und Handlungsbereitschaft des kleinen und mittleren Privatwaldes vor. Der nächste Schritt kann eine digitale und nach sozialen Milieus gewichtete Waldbefragung für ganz Brandenburg sein. So ist anzunehmen, dass sich forstpolitische Ziele im Land mit für verschiedene Zielgruppen und/oder regionalen Besonderheiten konzipierten Instrumenten besser erreichen lassen. Für eine umfassende und gleichermaßen nach sozialen Milieus differenzierte große "Waldbefragung" lässt sich das bestehende Netzwerk der LAG-Regionen nutzen. Durch ihre regionale Präsenz und Vernetzung mit den Akteuren ist ein hoher Mobilisierungsgrad zu erwarten, ähnlich wie in Elbe-Elster.

Perspektiven:

  • Online-Umfragen, die die Waldbesitzer erreichen: keine Probleme bei der Beantwortung, anonymisierte Befragung und Bestimmungen des Datenschutzes sind gewährleistet
  • Kommunikation des Themas "Klima- & Waldwandel" im Privatwald Elbe-Elster: rund 90 % der befragten Waldbesitzer sehen sich mit gravierenden Waldschäden konfrontiert
  • Problembewusstsein geschaffen: Waldbesitzer sind betroffen, sensibel und besorgt
  • nächster Schritt ist Waldsubstanz erneuern: viele Besitzer sind pragmatisch und werden zunehmend aktiv – aber Konflikt und Versuch der Aktivierung von bisher Inaktiven
  • vor allem Maßnahmen des ökologischen Waldumbaus und der Schadholzaufarbeitung nachgefragt und gefördert: Trauben- und Stiel-Eiche sowie Gemeine Birke werden von den meisten Befragten als Zukunftsbaumarten favorisiert (Mischwälder als Perspektive)
  • Entsprechung der natürlichen und in Zukunft erwarteten Baumartenverteilung; deckt sich mit den allgemeinen waldbaulichen Empfehlungen für das südliche Brandenburg
  • Mehr Informationen für viele private Waldbesitzer und Koordination des Wunsches nach stärkerer Unterstützung durch das Land Brandenburg und EU-Förderprogramme

Fragen zur Projektsammlung?

Felix Kupfernagel
0228 68 45 31 19
felix.kupfernagel@ble.de

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