Ländliche Räume spielen eine wichtige Rolle in der Ideologie und den Aktivitäten vieler rechtsextremer Gruppierungen. Eine so genannte rechte Landnahme ist für Außenstehende jedoch nur selten unmittelbar als solche erkennbar.
Vor diesem Hintergrund haben wir uns in der Veranstaltung eingehender mit den Weltbildern der extremen Rechten und ihren Handlungsstrategien in ländlichen Räumen auseinandergesetzt. Mehr als 115 Interessierte nahmen teil.
Unterschiedliches Auftreten, ähnliche Strategien
Andrea Röpke gab einen Überblick über rechtsextremistische Strukturen und Strategien in ländlichen Räumen. Die freie Journalistin recherchiert und berichtet seit mehreren Jahrzehnten zu diesem Themenfeld.
In ihrem Vortrag stellte sie eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure und Gruppierungen innerhalb der völkischen und extremen Rechten heraus – von aktivistischen Gruppen im Umfeld rechter Parteien über völkische Siedlerinnen und Siedler bis hin zu esoterisch-ökologischen Bewegungen und Reichsbürgern.
Bei allen Unterschieden eine sie das Ziel, lokale Netzwerke aufzubauen und in die Gesellschaft hineinzuwirken, sagte Röpke. Ihre Strategien äußerten sich unter anderem im:
- Aufbau sozialer Beziehungen auf einer persönlichen und vermeintlich unpolitischen Ebene
- Gewinnen von Akzeptanz durch lokales Engagement
- Pflegen von völkischen Brauchtümern beziehungsweise Vereinnahmen vermeintlich unpolitischer Bräuche und Traditionen
- Sichern und Nutzen von Immobilien, unter anderem für kulturelle Veranstaltungen und als politische Szenetreffpunkte
- Beeinflussen des öffentlichen Diskurses vor Ort über eigene Medienkanäle und Informationsangebote
Auf diese Weisen gelänge es völkischen Siedlern und anderen rechten Aktivistinnen und Aktivisten oftmals sich als Kümmerer oder nette Nachbarn zu inszenieren und ihre politische Einflussnahme nach und nach zu erweitern, so Röpke.
Umgang mit Rechtsextremismus im LEADER-Prozess
Auch im Kontext von LEADER, das mit seinem Bottom-up-Ansatz zu Beteiligung und Eigeninitiative einlädt, können diese Strategien verfangen: etwa, wenn Menschen mit antidemokratischen und menschenverachtenden Haltungen Einfluss auf den LEADER-Prozess nehmen, Projektförderungen erhalten und die Diskussionskultur in den Regionen stören.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichteten daher eine Regionalmanagerin aus Sachsen und ein Regionalmanager aus Rheinland-Pfalz zu deren jeweiliger Lage und (präventiven) Umgangsweisen mit rechtsextremistischen Aktivitäten in ihren Regionen. Im Austausch mit den Teilnehmenden wurden dabei verschiedene Handlungsansätze für LAGs diskutiert:
- Haltung gegenüber rechten Strömungen in der LAG diskutieren, Szenarien gedanklich durchspielen
- Expertinnen und Experten einladen
- Beratungsangebote nutzen
- Bekenntnis zu demokratischer Kultur oder ähnliche Formulierungen in Satzung und Lokale Entwicklungsstrategie integrieren
- Informationsveranstaltungen zum Themenfeld durchführen
- Vernetzung mit anderen LAGs und Initiativen in der Region – wie "Partnerschaften für Demokratie" anstreben
Aktuelle Fördermöglichkeiten
Derzeit gibt es mehrere Förderaufrufe zum Thema Demokratie und Extremismus-Prävention, auf die sich ländliche Regionen bewerben können.