Radexkursion auf der Blockline im "Silbernen Erzgebirge"

Exkursion am 4. und 5. September in Freiberg (Sachsen)

Programm (PDF, 288 KB)

Das Fahrrad ist auch auf dem Land ein wichtiges Verkehrsmittel für eine individuelle bedarfs- und klimagerechte Mobilität. Dabei beschränkt es sich keineswegs nur auf das flache Land. Auch in (Mittel-)Gebirgsregionen bieten sich – insbesondere durch den Einsatz von E-Bikes – viele Möglichkeiten, ein attraktives Angebot für Radfahrende zu schaffen.

Ein gutes Wegenetz, ausgeschilderte Routen und ein passendes Marketing helfen nicht nur den Tourismus "schneeunabhängiger" zu machen, sie dienen auch dem Schutz der Natur und machen das Fahrrad nicht zuletzt für den alltäglichen Verkehr attraktiv.

Zu Gast in der LEADER-Region "Silbernes Erzgebirge"

Theoretisches Wissen ist gut, praktische Erfahrung und Austausch noch besser. Gemäß diesem Motto waren wir zu Besuch in der LEADER-Region "Silbernes Erzgebirge" im Süden Sachsens.  Wir haben vor Ort erlebt, wie eine nachhaltige und innovative Tourismuswirtschaft gefördert wird – dazu werden sowohl neue Nutzergruppen erschlossen als auch Ganzjahresangebote geschaffen. Konkret begaben wir uns mit geliehenen E-Mountainbikes auf die LEADER-geförderte BLOCKLINE.

Die BLOCKLINE – das Bike-Abenteuer im Erzgebirge

Auf insgesamt 140 Kilometern, unterteilt in 15 Etappen, verbindet diese LEADER-geförderte Radstrecke neun Kommunen und drei Landkreise in der LEADER-Region. Einen Tag durften wir erleben, was es heißt, ein solches Angebot umzusetzen, zu etablieren, instandzuhalten und stetig weiter zu entwickeln.

Unterwegs auf E-Mountainbikes von Holzhau nach Altenberg bekamen wir einen Eindruck von der Strecke und wie sie mit Unterstützung von Ehrenamtlichen gepflegt wird. Den Verleih der E-Mountainbikes und sämtliche Kontakte haben wir der LEADER-Region "Silbernes Erzgebirge" und dem Tourismusverband Erzgebirge zu verdanken, die sichtlich gut zusammenarbeiten.

Wir erlebten nicht nur das Engagement jedes Einzelnen, sondern auch den Stolz aller Beteiligten: von den Gastwirten über die Bürgermeister bis hin zu den Verantwortlichen im LEADER-Regionalmanagement und Tourismusverband Erzgebirge – alle schwärmten von "ihrer" BLOCKLINE.

Das Gesamtkonzept muss stimmen – Identifikation und Marketing

Die Gespräche mit den Menschen vor Ort zeigten eindrücklich, wie wichtig es ist, ein solches Projekt gemeinsam umzusetzen und die beteiligten Partner von dem Projekt zu überzeugen. Ebenso wichtig ist es, miteinander Ideen und Lösungen zu entwickeln.

Geführt haben uns zwei Kollegen vom Tourismusverband Erzgebirge. Aber auch die Ortsbürgermeister stehen hinter dem Projekt und kennen die Strecke in- und auswendig. Sie alle begleiteten uns durch die kooperierenden Gemeinden. Dabei konnten sie über Widrigkeiten und Potenziale sprechen, uns aber auch in Ansätzen erklären, wie hoch der Verwaltungsaufwand ist. Ein Lokalpolitiker dürfe solche Projekte nicht nebenbei machen, sondern müsse Leidenschaft dafür haben. Das gelte nicht nur für die Ortsvorsteher und Tourismusmanager, die vom Radsport begeistert sind, sondern für alle mit der Route vernetzten Akteure.

In der Tat arbeiten hier viele Beteiligte Hand in Hand, so dass die Strecke eine große Vielfalt an Angeboten bietet. Die Projektbeteiligten haben den Streckenverlauf so eingerichtet, dass Projekte und Angebote am Rande der Radstrecke eingebunden sind:

Eine restaurierte und künstlerisch wertvolle Kirche aus einem Kirchenführer konnten wir selbst besichtigen und den Pfarrer befragen. An einer Sommerrodelbahn hatten wir die Möglichkeit, Getränke und Snacks zu kaufen.

Dafür trafen wir einen der vielen ehrenamtlichen Streckenkontrolleure auf der BLOCKLINE: Er ist regelmäßig auf der Strecke unterwegs, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist: Liegen Hindernisse auf der Strecke, ist die Beschilderung okay. Das sorgt für eine immer reibungslose Touren

An zwei Punkten begegneten wir dem Kinderwanderweg "Teufelino", der auf einer lokalen Sage basiert – auch Eltern können sich auf diesem Wanderweg eines wunderbaren Blickes auf das Erzgebirge erfreuen.

Auf dem Holzweg?

Sicherlich auch für Kinder und Erwachsene von Interesse: Am Wegesrand und an Aussichtpunkten auf der Route stehen Holzfiguren, die im Rahmen der Meisterschaften der Kettensägenschnitzer in Blockhausen angefertigt wurden. Diese verleihen der Route einen sowohl besonderen wie auch einheitlichen Look und geben ihr den Namen.

Zugleich finden Radfahrende insbesondere zu Beginn eines Streckenabschnittes aus Holz gebaute Eingangstore. Diese tragen das Logo der BLOCKLINE und stellen das gesamte Projekt auf Infotafeln vor. Zusätzlich haben diese Tore eine Doppelfunktion: Sie dienen Kindern als Spielplatz oder Klettergerüst – das zeigt den Fokus auf Familien.

Diese vielen kleinen Projekte bilden ein großes Gesamt-Angebot auf der BLOCKLINE. Das LEADER-Projekt wird durch ein gemeinsames Marketing und gemeinsame Organisation zusammengehalten. Die Organisatoren haben einen Internetauftritt, gedruckte Karten, Broschüren und Flyer sowie einen zusammenhängendes Marketingkonzept erarbeitet.

Für die Planung und Beschilderung der Route konnten die Verantwortlichen ebenfalls LEADER-Mittel verwenden. Flyer und Marketingmaterial liegen auch bei den BLOCKLINE-Inns aus: Das sind Hotels oder Herbergen, die sich dem Radsport und der BLOCKLINE-Route verschrieben haben.

Wie auch bei den Ortsbürgermeistern gehört hier zum Selbstverständnis, voll und ganz hinter dem Radtourismus zu stehen. Die Unterkünfte bieten ein großen, besonders auf Radfahrer zugeschnittenen Service an. Darunter fallen Gepäcktransport, Radständer und die Möglichkeit, mit Bahn an- und abzureisen – aber auch profane Dinge:  So können sich ankommende Gäste aus dem matschigen Wald mit einem Wasserschlauch abspritzen lassen.

Wir konnten aus nächster Nähe erfahren, was so einen touristischen Standort ausmacht, wie viel Arbeit und Leidenschaft in so einer Route steckt und wie die Transformation von Wintersport zu Ganzjahrestourismus gestaltet werden kann.

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Moritz Kirchesch
0228 68 45 39 68
Moritz.Kirchesch@ble.de

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