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Tagung vom 11. bis 13. Juni 2024 in Kaiserslautern
Circa 220 Teilnehmende folgten der Einladung zum 11. Bundesweiten LEADER-Treffen vom 11. bis 13. Juni 2024 in die Gartenschau Kaiserslautern. Viele Angereiste nutzen bereits das Angebot der vorgelagerten Förderveranstaltung unter dem Motto "Geld für gute Ideen".
Das LEADER-Treffen bot Raum, sich zum Schwerpunkthema "sozial-ökologische Transformation in der Regionalentwicklung" sowie über den Stand und die Herausforderungen in der Umsetzung von LEADER auszutauschen. Abschließend bestand die Möglichkeit, fünf LEADER-Regionen und einige ihrer aktuellen Projekte auf Exkursionen in die nähere Umgebung von Kaiserslautern kennenzulernen.
Schon lange beschäftigt sich LEADER mit Fragen einer sozial-ökologischen Transformation: Wie gestalten wir klimafeste und zukunftsfähige ländliche Räume? Wie stärken wir regionales, kooperatives Wirtschaften und einen guten sozialen Zusammenhalt in unseren Regionen?
Prof. Dr. Ulf Hahne stellte in seiner einführenden Keynote (PDF, 5,4MB) heraus, dass wir diese Fragen angesichts der sich verschärfenden Klima-, Ressourcen- und Gerechtigkeitskrisen umso eindringlicher stellen sollten. Er gab einen Überblick über die komplexe Gemengelage, zeigte Handlungsperspektiven für ländliche Räume auf und motivierte die anwesenden Regionalmanagements, ihre Handlungsspielräume für eine umfassende Transformation zu nutzen.
In den anschließenden parallelen Workshops standen fünf unterschiedliche Nachhaltigkeitsstrategien und -instrumente zur Diskussion: Resilienz, Suffizienz, Commons/Allmende, Gemeinwohlökonomie und Kreislaufwirtschaft. Nach einer theoretischen Einführung und der Vorstellung konkreter Umsetzungsbeispiele gab es Gelegenheit, sich im Rahmen eines World-Cafés auszutauschen.
Die aktuelle Förderperiode ist nun rund ein Jahr alt. Viele Förderrichtlinien der Länder sind veröffentlicht – erste Projekte bewilligt. Ein guter Zeitpunkt, um den aktuellen Umsetzungstand zu reflektieren.
Frank Bartelt stellte die aktuellen Herausforderungen aus Sicht des BMEL (PDF, 172 KB) vor. Einen Einblick in die LEADER-Umsetzung auf Landesebene (PDF, 978 KB) – konkret in Nordrhein-Westfalen – boten Jens Niermann (Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW) und Alexander Jaegers (Sprecher der LEADER-Regionalmanagements in NRW). Abschließend benannten Hartmut Berndt und Anke Wehmeyer die zentralen Herausforderungen aus Sicht der BAG LAG und spannten den Bogen zu möglichen Perspektiven von LEADER nach 2027 (PDF, 8, 4 MB).
In der anschließenden Diskussion hatten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre Fragen und Anregungen digital einzubringen und die Eingaben aller nach Relevanz und Wichtigkeit zu bewerten. Dabei schafften es die zwei Fragen nach ganz oben: Wie sieht die Zukunft von LEADER aus? Und wie gelingt es idealerweise, Jugendliche in der Regionalentwicklung zu beteiligen?
Erste Vorschläge der EU-Kommission für die Gestaltung der Förderperiode ab 2028 sind frühestens 2025 zu erwarten. Die Teilnehmenden erörterten die Weiterentwicklung von LEADER und der Ländlichen Entwicklung mit den möglichen Szenarien: LEADER bleibt weiterhin Bestandteil der GAP, als Teil der Struktur- und Kohäsionsfonds oder als eigenständiges Programm. Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass bürokratische Hürden in Zukunft deutlich niedriger sein müssen.
Die Beteiligung Jugendlicher in LEADER könne deutlich besser werden, darüber waren sich die Teilnehmenden ebenfalls einig. Die Frage, wie dies am besten gelingt, haben sie hingegen kontrovers diskutiert: Aufgrund der kurzen Phase, in der sich junge Menschen engagieren können, sei es oft nicht sinnvoll, junge Menschen auf der Entscheidungsebene einzubinden. Jedoch gäbe es auch Beispiele aus Regionen, in denen gerade dies gut gelingt.
Eine Teilnehmerin verwies im Zusammenhang mit der "sozial-ökologischen Transformation" auf die Eltviller Erklärung – die mittlerweile mehr als 300 Kommunen unterschrieben haben. In diesem Papier betonen die Initiatoren die Bedeutung der Kommunen, um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Sie bekennen sich zu diesen Zielen und fordern, deren Umsetzung verpflichtend zu machen. Dieses sei jedoch ohne eine bessere Ausstattung der Kommunen nicht möglich – insbesondere kleinere, ländliche Kommunen sollten besser unterstützt werden.
Ob Covid-19 Pandemie, Dürreperioden oder Flutkatastrophen – die Krisenereignisse der jüngsten Zeit haben uns die Anfälligkeit unserer Wirtschafts- und Lebensweise vor Augen geführt. Sie werfen die Frage auf, wie gewohnte Strukturen und Prozesse verändert werden müssen, um Krisenereignisse künftig besser umgehen zu können.
Das Konzept der Resilienz bietet hier wertvolle Ansatzpunkte: Es bezeichnet die Fähigkeit von Systemen oder Regionen krisenhafte Ereignisse so zu bewältigen, dass wesentliche Funktionen und Strukturen intakt bleiben.
Moderation: Dr. Alistair Adam Hernández (Kooperationspartner der ÖAR GmbH, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Vechta)
Mit inhaltlichen Beiträgen von:
Im Anschluss an die inhaltlichen Beiträge haben die Teilnehmenden die Umsetzungs- und Integrationsmöglichkeiten des Resilienz-Konzeptes für den LEADER-Kontext entlang von vier Leitfragen vertieft.
Die Diskussionsergebnisse aus den in Kleingruppen finden Sie hier (PDF, 778).
Zum Thema resilienz-orientierte Regionalentwicklung bietet die österreichische Vernetzungsstelle "Netzwerk Zukunftsraum Land" in Kooperation mit der österreichischen Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik einen von Dr. Hernández geleiteten Selbstlern-Kurs an, der auch für deutsche LEADER-Akteure und Regionalentwickelnde interessant sein könnte.
Suffizienz meint die Reduktion des individuellen und gesellschaftlichen Konsum- und Produktionsniveaus. Der Begriff fragt nach dem richtigen Maß, um unsere stetig steigende Nachfrage nach Waren und Ressourcen zu begrenzen.
Damit grenzt sich "Suffizienz" von den Nachhaltigkeitsstrategien "Effizienz" und "Konsistenz" ab: Erstere zielt auf ein verbessertes Input-Output-Verhältnis, letztere wiederum auf eine Veränderung im Produktions-Input hin zu einem Ressourcenkreislauf.
"Suffizienz" stellt dagegen Wachstum als dominanten Konfliktlösungsmodus in Frage. Diese Strategie fokussiert nicht auf technische Lösungsansätze, das heißt darauf, die Produkte und die Produktionsprozesse umzugestalten. Stattdessen setzt Suffizienz auf soziale Innovationen und legt einen Fokus auf andere Verhaltensmuster, Lebensweisen und Politiken, die den Ressourcenverbrauch reduzieren.
Der Workshop zeigte, wie Suffizienzstrategien in ländlichen Regionen aussehen können. Im Fokus stand die Frage: Wie kann es gelingen, den Ressourcenverbrauch absolut zu reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität zu erhalten oder zu erhöhen?
Moderation: Sebastian Bohnet (Regionalmanager der LEADER-Region Delitzscher Land e. V.)
Mit inhaltlichen Beiträgen von:
Im Anschluss an die inhaltlichen Beiträge wurde entlang von vier Leitfragen vertieft diskutiert, welchen Beitrag LEADER leisten kann, um die Idee und Umsetzung von Suffizienz in ländlichen Räumen zu stärken.
Die Diskussionsergebnisse aus den Kleingruppen finden Sie hier (PDF, 1,2 MB).
Unter Commons lässt sich im Allgemeinen das gemeinschaftliche Nut-zen und Verwalten von Gütern und Ressourcen verstehen. In ländli-chen Räumen transportieren Hutewälder und Streuobstwiesen aber auch kollektiv genutzte Back- und Kühlhäuser bis heute diese Idee. Unter dem Eindruck der gegenwärtigen Klima- und Energiekrise erlebt das Konzept der Commons jedoch in Themenfeldern wie Mobilität und Da-seinsvorsorge einen Bedeutungsgewinn. Im Rahmen des Workshops dis-kutierten die Teilnehmden daher, welchen Beitrag Commons für eine sozial-ökologische Transformation in ländlichen Räumen leisten und wie LEADER hierbei praktisch unterstützen kann.
Moderation: Lukas Dörrie (LEADER-Region Kellerwald-Edersee e. V., Mitglied des Kompost Ensemble e.V.) und Jens Reda (DVS)
Mit inhaltlichen Beiträgen von:
Im Anschluss an die inhaltlichen Beiträge wurden die Umsetzungs- und Integrationsmöglichkeiten des Commons-Ansatzes für den LEADER-Kontext entlang von vier Leitfragen vertieft.
Die Diskussionsergebnisse aus den in Kleingruppen finden Sie hier (PDF, 2,6 MB).
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) versteht sich als ein alternatives Wirtschaftsmodell, dem eine ethische Wirtschaftskultur zugrunde liegt. Es lehnt reine Gewinnorientierung ab und baut stattdessen auf den Werten "Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz" (Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e. V.) auf.
Für die Umsetzung dieser Werte wurde ein eigenes Instrumentarium entwickelt: Mit Hilfe einer Gemeinwohlbilanz werden Unternehmen, Kommunen und andere Organisationen analysiert, beraten und zertifiziert – aber auch ihre Beziehungen und Verflechtungen mit Kunden, Lieferanten, Mitarbeitenden und Kooperationspartnern. Das Ziel: diese entsprechend eines größtmöglichen gesellschaftlichen Nutzens weiterzuentwickeln.
Auch einige LEADER-Regionen haben sich bereits intensiv mit den Instrumenten der GWÖ beschäftigt. Im Rahmen des Workshops haben deren Regionalmanagements und Vertreterinnen das Konzept und konkrete Projektansätze vorgestellt sowie gemeinsam Umsetzungserfahrungen diskutiert. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie die GWÖ im Rahmen der LEADER-Arbeit gefördert werden kann.
Moderation: Stefan Gothe (kommunare GbR)
Mit inhaltlichen Beiträgen von:
Im Anschluss an die inhaltlichen Beiträge wurden die Umsetzungs- und Integrationsmöglichkeiten des GWÖ-Ansatzes für den LEADER-Kontext vertieft.
Die Diskussionsergebnisse aus den Kleingruppen finden Sie hier (PDF, 1 MB).
Teilnehmende waren nach dem Workshop zu einem kurzen Vernetzungs-treffen nach dem Mittagessen eingeladen. Hier stellte sich Gruppe der LEADER-Regionalmanagements der Arbeitsgruppe „Regionalentwick-lung 5.0“ vor: die trifft sich derzeit in unregelmäßigen Abständen etwa vier bis sechs Mal im Jahr digital.
Ziel der Vernetzung ist es, sich unter den aktiven LEADER-Regionen über die praktische Anwendung von GWÖ auszutauschen. Interessierte können gerne dazu stoßen. Dafür reicht eine kurze Mail an Stefan Gothe.
Weitere Links und Hinweise aus dem Workshop:
Film "Hinterm Deich wird alles gut."
Masterarbeit Sophia Roland "Change everything”? – The Economy for the Common Good’s impacts on companies and communities and the potentials for regional development"
Zirkuläres Wirtschaften verfolgt das Ziel, Energie- und Materialkreisläufe zu schließen. Damit stellt diese einen Gegenentwurf zu linearen Wirtschaftsmodellen dar. Statt Materialen und Produkten nach kurzer Nutzungsdauer zu entsorgen, strebt die Kreislaufwirtschaft möglichst lange Lebenszyklen an.
Bisher wurden zirkuläre Wirtschaftssysteme vor allen Dingen im urbanen Räumen verortet. Doch auch für ländliche Regionen bieten sie große Chancen: beispielsweise um ressourcenschonende, innovative und widerstandsfähige Wirtschaftsstrukturen zu etablieren und neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Gleichzeitig sind die Aus-gangsbedingungen in ländlichen Räumen aufgrund der Verfügbarkeit biogener Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft vielver-sprechend.
Moderation: Dr.-Ing. Ulrich Gehrlein und Christoph Mathias (Institut für Ländliche Strukturforschung)
Mit inhaltlichen Beiträgen von:
Im Anschluss an die inhaltlichen Beiträge wurde entlang von vier Leitfragen vertieft diskutiert, welchen Beitrag LEADER leisten kann, um eine Kreislaufwirtschaft in ländlichen Räumen zu stärken.
Die Diskussionsergebnisse aus den Kleingruppen finden Sie hier (PDF, 920 KB).
Das Bundesweite LEADER-Treffen wurde nach bewährter Tradition mit Exkursionen in die umliegenden LEADER-Regionen abgerundet. Dort konnten sich die Teilnehmenden gelungene LEADER-Projekte anschauen und im direkten Austausch mit Projektträgern und Regionalmanagements zu aktuellen Erfahrungen und Herausforderungen in der Arbeit sprechen. Hier finden Sie das Programm der Exkursionen (PDF, 648 KB).