Bei der Tagung ging es darum, wie sich Bauern an sich wandelnde Anbaubedingungen anpassen können.
Der Klimawandel kommt, die Durchschnittstemperatur in Deutschland steigt seit Jahrzehnten, es wird trockener und gleichzeitig gibt es punktuelle Starkregenereignisse in bisher unbekanntem Ausmaß. Die Landwirtschaft ist Mit-Verursacherin für den Klimawandel und zugleich Leidtragende. Der einzelne Betriebsleiter muss sich nicht nur Gedanken machen, wie er z.B. CO2 oder Methanemissionen reduziert, sondern auch, was er künftige anbauen will.
Auf dem Acker gibt es grundsätzlich zwei Anpassungsstrategien: neue angepasste Sorten und Kulturen, die bisher in Deutschland keine Anbautradition haben, sowie ackerbauliche Maßnahmen, die es z.B. ermöglichen, die Bodenfeuchte besser zu erhalten.
Anders ackern in Zeiten des Klimawandels
So hat Walter Klingbrunner, Landwirt aus Österreich, berichtet, wie er Mulch und Kompost zum besseren Humusaufbau auf seinen Flächen einsetzt, um mehr Feuchtigkeit im Boden zu halten. Dabei verwendet er Mulchmaterial von anderen Flächen, sogenannten Transfermulch (z.B. Naturschutzflächen) um damit seine Ackerflächen abzudecken und so die Bodentemperatur gegenüber einer nicht abgedeckten Fläche um bis zu 20 Grad zu senken, damit die Verdunstung zu reduzieren und der Erosion vorzubeugen. Außerdem praktiziert er "Roller Crimper", dabei wird der Aufwuchs einer Zwischenfrucht nicht abgeschnitten, sondern niedergewalzt und dann in diese Auflage aus Pflanzenmaterial in Direktsaat gesät (geeignet im Mais, Soja und Kartoffelanbau).
Dr. Sybille Orzek vom Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost berichtete über Erfahrungen im Anbau und in der Vermarktung von Süßkartoffeln in Bayern. Eine Kultur, die aufgrund ihrer hohen Frostempfindlichkeit bisher in Deutschland nicht professionell angebaut wird. Mit steigenden Temperaturen, wird diese Frucht aber interessant für den Anbau, Sie gehört zudem zur Familie der Windengewächse und ist damit eine Bereicherung in der Fruchtfolge, da die üblichen Ackerkulturen in Deutschland nicht dieser Familie angehören. Interessant ist die Süßkartoffel auch, da es von Verbraucherseite ein gewisses Interesse an der Süßkartoffel gibt, wenn auch längst nicht so stark wie nach der Kartoffel (Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland 2016: 490 g Süßkartoffel gegenüber 57 kg Kartoffel), der Absatz im Bundesgebiet ist in NRW und Bayern am höchsten.
Die Veranstaltung fand auf dem Biohof Braun statt, der unter anderem mit Agroforststreifen entlang seiner Äcker und Weiden CO2 bindet. Das gewonnene Holz wird über eine Holzgasanlage verstromt und versorgt den gesamten Betrieb.
- Anbaudiversifizierung und ackerbauliche Maßnahmen in Zeiten des Klimawandels
Prof. Andreas Gattinger - Mulch und Kompost – alternative Ansätze für mehr Erosionsschutz und Humusaufbau
Walter Klingenbrunner, Landwirt und fk Agrar- und Umweltservice Österreich - Dammkultur
Herbert Ullrich, Landwirt und Biofarm2U - Anbaudiversifizierung für eine ökologische und selbstbestimmte Landwirtschaft
Lena Michelsen, INKOTA - Pflanzenzüchtung oder Klimawandel: wer ist schneller?
Dr. Dennis Hehnen, Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. - DiverIMPACTS, Diversifizierung durch Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau und Mischkulturen (Horizon2020-Projekt)
Hauke Ahnemann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen - Standortangepasste Getreidepopulationen
Carl Vollenweiler, Dottenfelder Bio-Saat GmbH - Robust und auf dem Markt gefragt – Anbau-Projekte mit Rotkornweizensorten
Gisela Burger, freie Redakteurin - Eiweißpflanzen
Ulrich Quendt, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen - Anbau und Vermarktung von Süßkartoffeln in Bayern
Dr. Sybille Orzek Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
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