FuLaWi – Modell- und Demonstrationsvorhaben zu Nutzungs- und Konservierungsverfahren für Futterlaub aus Agroforstsystemen zur Verbesserung der Nährstoffversorgung und Reduktion von Methanemissionen bei kleinen Wiederkäuern.
Bild: Janos Wack, Triebwerk
Stand:
08.08.2024
Kontakt:
TRIEBWERK – Regenerative Land- und Agroforstwirtschaft UG
ELER-Förderung:
nein
Finanzierung:
- Finanzierung über das Innovationsprogramm der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: 970.622 €
Laufzeit:
1. Juni 2023 bis 31. Mai 2026
Themen:
- Innovation
- Prozessinnovation (nicht produktbezogen)
- Landwirtschaft und Natur
- Wald und Forst
Beschreibung
Zusammenfassung:
Im Rahmen des Vorhabens soll geklärt werden, welche Ernte- und Konservierungsverfahren sich für Baumlaub aus Agroforstsystemen am besten eignen und welche Laubarten von kleinen Wiederkäuern bevorzugt aufgenommen werden. Außerdem sollen die Effekte von Futterlaub auf die Verdaulichkeit, Mineralstoffversorgung und Methanemissionen kleiner Wiederkäuer untersucht werden. Zur Untersuchung der ökonomischen Auswirkungen sowie Demonstration der praktischen Umsetzung von Laubfuttersystemen werden auf mehreren Betrieben Demonstrationsprojekte mit unterschiedlichen Systemvarianten umgesetzt.
In den praxisnahen, sozialwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Untersuchungen sollen Entscheidungshilfen für Landwirte und Berater entwickelt werden, um Agroforstsysteme unter Berücksichtigung der jeweiligen Standortfaktoren zu etablieren und anzupassen. Die Projektergebnisse werden zudem an politische Entscheidungsträger und Forschungseinrichtungen weitergegeben, um den Ausbau von Agroforstsystemen voranzutreiben.
Inhalt:
Arbeitspaket (AP) 1 Ernte und Beweidung von Frischlaub
A) Erforschung der praktischen Umsetzung von Futterlaub-Agroforst auf Demonstrationsbetrieben
- Planung, erfolgreiche Etablierung, Pflege sowie Ernte und Beweidung von Futterlaubsystemen
- 9 Demonstrationsbetriebe in Deutschland verteilt mit Pflanzung der Gehölze im Frühjahr 2024, um in Folgejahren genutzt zu werden
- Anwendung verschiedener Ernteverfahren und -techniken, inkl. manueller Ernte
- Europaweite Sichtung von und Vernetzung mit landwirtschaftlichen Betrieben mit Futterlaubsystemen
B) Präferenz für Frischlaub auf Praxisbetrieben
- Untersuchung der Präferenz gegenüber Frischlaubarten auf bereits etablierten Flächen ab 2024 und auf den Projektflächen ab 2025 (Datenerhebung durch Beobachtungsstudien)
- Integration des Futterlaubs in den Weidegang, wobei kleine Wiederkäuer Zweige und Blätter ad libitum aufnehmen können
- Ggf. Laubernte und Ergänzungsfütterung an zentralen Orten auf der Weide
C) Ernteverfahren für Laub
- Erprobung verschiedener Laub-Ernteverfahren
- Auswahl möglicher Erntetechnik in Rücksprache mit Obst- und Weinbau, Landtechniksektor und landwirtschaftlicher Praxis
- Ergebnisse zu Praxistauglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Arbeitsaufwand
- Ernte und Bereitstellung von Futterlaub für die Konservierungs- sowie Fütterungsversuche in den AP 2 und 3
AP 2 Konservierungsverfahren für Laub
A) Laborsiloversuche
- Potenzialanalyse zur Siliereignung von 10 Laubarten (frisches Laub aus Sommerschnitt von Weide, Schwarzpappel, Buche, Esche, Feldahorn, Spitzahorn, Erle, Linde, Birke, Espe)
- Labormaßstab unter Zulage unterschiedlicher Siliermittel in 4 Varianten jeweils frisch und angewelkt
- Weitere Einflussfaktoren: Erntezeitpunkt (Frühjahr, Sommer, Herbst) und Einbringen von Zweigen
- Analysen hinsichtlich Rohnährstoffe und Faserfraktionen (NDF, ADL, ADL), Gärsäuren und Alkohole, Ammoniak-N, Reineiweiß, Nichtprotein-N, Gesamtphenole Tannine und Flavonoide
B) Untersuchungen zur Präferenz von konserviertem Laub mit Ziegen
- Präferenzversuch unter kontrollierten Bedingungen mit getrocknetem und siliertem Laub (Weide, Schwarz- und Balsampappel) sowie Luzerneheu als Kontrollvariante
- Futtervorlage einmal täglich und Vergleich der Futteraufnahmegeschwindigkeit und Futterreste
AP 2 Fütterung von konserviertem Laub an kleine Wiederkäuer
A) Untersuchungen zur Verdaulichkeit der Rohnährstoffe, Mengen- und Spurenelemente und Tannine sowie zum Minderungspotential für CH4-Emissionen
- Weiße Edelziegen und Coburger Fuchsschafe
- Analyse der Nährstoffverdaulichkeiten und Bilanzen
- Heu-basierte Rationen mit bis zu 30 %iger Supplementierung mit getrocknetem Schwarzpappellaub, Balsampappellaub und Weidenlaub
- Futtermittelanalyse zu Trockenmasse-, Energie- und Nährstoffgehalte, inklusive der Mengenelemente Na, K, Ca, Mg, P und der Spurenelemente Cu, Fe, Mn, Zn und Se
- Analyse sekundärer Inhaltsstoffgruppen: Gesamtphenole, Gesamttannine, kondensierte Tannine, Gesamtflavonoide
- Stoffwechselstand für Messung täglicher Futteraufnahme und quantitative Kot- und Urinausscheidungen (Analyse der Verdaulichkeit)
- Respirationskammer für Messung der individuellen Methanemission und der metabolen Wärmeproduktion
B) Untersuchungen zur Ca- und Se-Versorgung und dem antioxidativen Stress-Status
- Laubfütterungsversuch mit trächtigen bzw. laktierenden Milchziegen und Milchschafen (Produktionsrassen)
- Wöchentliche Erhebung der individuellen Körpermasse und Analyse der Futterkomponenten
- Etwa 20 % Rationsanteil Pappellaub für trächtige Schafe und 30 % für laktierende Ziegen
- Blutproben und Milchproben nach dem Lammen
- AP 4 Wirtschaftliche Betrachtung
- Untersuchungen zur Kostenstruktur und notwendige Investitionen für Etablierung und Erhalt von Laubfuttersystemen als Agroforst sowie zu deren Ertragspotentialen
- Ziel: Wirtschaftlichkeit besser einschätzen und förderliche Eigenschaften quantifizieren
- Monetarisierung und kalkulatorische Aufbereitung inklusive Umwelt- und Klimawirkungen auf qualitativer Datenbasis (mögliche Quantifizierungen des Speicherungspotenzial von CO2 durch den Gehölzanbau, der Humusbildung und bei der Reduktion von Methanemissionen durch Laubfütterung)
- Erarbeitung der Informationsgrundlage für politische Entscheidungsträger*innen hinsichtlich der Entwicklung von Rahmen- und Förderbedingungen für Agroforst-Laubfuttersysteme
Evaluation, Kommunikation und Wissenstransfer
A) Evaluation und Dokumentation des Projektes
- Für Projektevaluation, Analyse der Praxistauglichkeit und Unterstützung der Arbeitspakete 1 und 4 qualitative Experteninterviews (Projektbeginn, nach halber Projektlaufzeit und zu Projektende) mit teilnehmenden Praxispartnern
- Fragebögen zu ökonomischen Kennzahlen sowie persönlichen Einschätzungen
B) Aufbereitung der Ergebnisse für Bildungsveranstaltungen
- Wissenstransfer durch Aufbereitung der Ergebnisse der einzelnen Arbeitspakete
- Für zielgruppenspezifische Nutzung im Rahmen von Bildungsangeboten
C) Aufbereitung der Ergebnisse zu Merkblättern
- Merkblätter als kompakte Informationsquelle in modularen Prozessstufen gegliedert
- Aus betriebsindividuellen Erkenntnissen Übertragbarkeit und Transfer
- Zielgruppen Beratung, Praxis, Politik und Forschung
D) Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung und Wissenstransfer
- Kontinuierlich über gesamtes Projekt
- Praxis und weitere Interessierte mit Hilfe von assoziierten Wissenschaftlern, Beratern und Multiplikatoren informieren und befähigen, Ansätze der Gehölzfütterung umzusetzen
- Webseite, Social-Media, Newsletter, fachspezifische Print- und Online-Medien
- Referententätigkeiten ab Frühjahr 2024 auf eigenen und externen Veranstaltungen (z.B. auch Integration in universitäre Lehre)
Ziele:
Die Projektziele gliedern sich in drei Bereiche auf:
- Ernte-und Konservierungsverfahren für Laub zu entwickeln, die in Ergänzung zur Frischlaubfütterung die ganzjährige, artgerechte Ernährung kleiner Wiederkäuern sichern,
- durch Zulage von Laub die Verdaulichkeit des Grobfutters zu verbessern, die Methanemissionen zu reduzieren und die Mineralstoffversorgung kleiner Wiederkäuer zu verbessern,
- an Demonstrationsstandorten die Kenntnisse zum nachhaltigen Mehrwert von silvopastoralen Systemen zu erweitern und in die Praxis zu vermitteln. Dafür werden neben Labor- und Fütterungsversuchen auch Agroforstsysteme auf landwirtschaftlichen Betrieben angelegt, um eine möglichst hohe Praxisnähe zu gewährleisten. Das Projekt wird im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur Sicherung einer nachhaltigen Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere unter sich wandelnden klimatischen Bedingungen im Modul A „Verbesserung der Umwelt- und Klimawirkung der Nutztierhaltung durch eine nachhaltige Tierernährung“ gefördert.