Pferdehaltung für mehr Artenvielfalt – Förderung der Biodiversität in der LEADER-Region Voreifel
Bild: Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
Stand:
01.04.2024
Kontakt:
Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
ELER-Förderung:
ja
Laufzeit:
2024-2027
Themen:
- Klimawandel
- Auswirkungen (auf Biodiversität, Landnutzung, Wasserhaushalt, etc)
- Naturschutz
- Biodiversitätskonvention (CBD)
- Artenschutz
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Im Projekt wird die Artenvielfalt auf Pferdebetrieben gefördert – mithilfe von betriebsindividuellen Naturschutzmaßnahmen, die auf die Bedürfnisse der Pferdehaltung zugeschnitten werden.
Ausgangssituation:
Die Haltung von Pferden nimmt in Deutschland eine besondere Stellung ein. So werden rund 20 Prozent des Grünlands als Wiesen und Weiden für die geschätzte Anzahl von 1,3 Millionen Pferden genutzt. Der Pferdehaltung kommt daher eine große Bedeutung bei der Nutzung von Flächen in der Landwirtschaft und im Freizeitbereich zu. Damit verfügt sie über ein entsprechend großes Potenzial für den Schutz der Artenvielfalt.
Der ökologische Wert und die Außenwahrnehmung von pferdehaltenden Betrieben sind jedoch sehr divers. Einerseits bietet die Pferdehaltung die Chance, durch ein angepasstes Weidemanagement sowie die Erhaltung von Landschaftselementen struktur- und artenreiche Lebensräume zu gestalten und zu fördern. Darüber hinaus können auch die Hofstellen z. B. mithilfe von Nisthilfen für Spatz und Schwalbe, blütenreichen Säumen oder insektenfreundlichen Staudenbeeten zum vielfältigen Vorkommen von Arten beitragen. Anderseits ist teils eine starke Überweidung von Flächen zu beobachten, welche zu einer Verarmung der Artenvielfalt, Eutrophierung der Böden oder Zerstörung der Grasnarben führt und sich demzufolge klimaschädigend sowie erosionsgefährdend auswirken kann.
Warum auf Pferdebetrieben Biodiversität fördern?
- Pferdehaltung: 15-20 % des Grünlands in Deutschland
- Keine landwirtschaftliche Ausbildung, wenig Vorwissen zu naturschutz- & umweltgerechter Bewirtschaftung
- Oft kleinstrukturiert & Bewirtschaftung auf Flächen, die ungeeignet sind für intensive Landwirtschaft
- Teilweise starke Überweidung, Eutrophierung von Böden & Zerstörung der Grasnarbe
Inhalt:
Naturschutzfachliche Betriebsberatung
Um die biologische Vielfalt auf den ausgelosten Betrieben zu fördern, wird zunächst der Status quo erhoben und anhand dessen ein Maßnahmenplan passend für die Bedürfnisse des jeweiligen Hofs entwickelt. Die Erfassung der Biodiversität erfolgt dabei zum einen über die Selbsteinschätzung der Teilnehmenden und zum anderen über die Beurteilung durch Expertinnen und Experten der Stiftung. Die gewonnenen Daten werden innerhalb der naturschutzfachlichen Beratung genutzt, um die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten auf den Betrieben gezielt zu fördern.
Gemeinsam mit den Betriebsverantwortlichen werden anschließend passende und betriebsspezifische Biodiversitätsmaßnahmen ausgewählt. Darüber hinaus werden im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit Feldrand- und Hofschilder entwickelt, die einerseits das Engagement der teilnehmenden Betriebe sichtbar machen und andererseits der Wissensvermittlung an Außenstehende dienen.
Maßnahmenumsetzung und Aktionstage
Nach der gemeinsamen Planung und Abstimmung der Biodiversitätsmaßnahmen erfolgt die Umsetzung auf den Betrieben. Dabei stehen wir den Teilnehmenden mit fachlicher Expertise zur Seite. Darüber hinaus sollen auf ausgewählten Betrieben Aktionstage mit Pferdehaltende, Reitschülerinnen und -schüler sowie Betriebsangehörigen durchgeführt werden. Ziel der Aktionstage ist es, gemeinsam Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität umzusetzen und Wissen zu den schützenswerten Zielarten zu vermitteln.
Austausch und Vernetzung
Die Förderung von Austausch und Vernetzung ist zentraler Bestandteil des Projektes, sodass Treffen mit verschiedenen Aktive vorgesehen sind. Dabei stehen das gegenseitige Lernen und der Austausch im Mittelpunkt. Neben interessierten Betrieben wird auch ein Zusammenkommen mit verschiedenen Institutionen aus der Beratung und Verwaltung angestrebt, um das gegenseitige Verständnis zu fördern und Hemmnisse abzubauen.
Für die Vernetzung konnte die Stiftung bisher unter anderem Experten der Landwirtschaftskammer NRW, des Bundesamts für Naturschutz, der Biologischen Station Euskirchen, der Kreisbauernschaften und des Pferdesportverbands Rheinland gewinnen.
Aufteilung in Arbeitspakete (AP)
AP 1: Erarbeitung von Naturschutzmaßnahmen angepasst an die Pferdehaltung & Region
- Auswertung von Literatur & wissenschaftlichen Untersuchungen
- Austausch mit (regionalen) Experten aus der Beratung & Pferdehaltung
AP 2: Gewinnspiel mit verknüpfter Befragung der Betriebsleitenden
- Gewinn: Naturschutzberatung + Materialkosten für die Maßnahmenumsetzung
- Erhebung von Daten durch die Befragung der Betriebsleitenden
AP 3: Betriebsspezifische Naturschutzberatung auf Pferdebetrieben
- Vorgesehen auf 15 Pferdebetrieben
- Grünlandkartierung & Vorort-Begehung als Grundlage für betriebsangepasste Maßnahmen
AP 3: Grünlandkartierung (Wiese & Weide)
- Ausgewählte extensive Dauergrünlandflächen (ca.3 ha/Betrieb)
- Status Quo von Pferdegrünland ermitteln
- Weitere Kartierungen, um Verbesserung festzustellen?
- Kennarten Öko-Regelung 5: mind. 4 Kennarten der Landeslisten nachweisen
AP 4: Maßnahmenumsetzung
AP 5: Durchführung von 3 Aktionstagen
- Wissenstransfer & Austausch
- Gemeinsames Engagement, Motivierung, Sensibilisierung, Akzeptanzschaffung
AP 6: Befragung der Einsteller:innen/ Reitschüler:innen
- voraussichtlich 10 Betriebe
- Weitere Daten zu Möglichkeiten die Biodiversität auf Pferdebetrieben zu fördern
AP 7: Austausch- & Vernetzungstreffen auf Pilotbetrieb
- Wissenstransfer, Austausch & Vernetzung über verschiedene organisatorische Ebenen
- Minderung von strukturellen Hemmnissen
AP 8: Öffentlichkeitsarbeit
Ziele:
Ziel des dreijährigen Projektes ist es, das ökologische Potenzial von Pferdebetrieben zu nutzen, um mit der Umsetzung von betriebsindividuellen Naturschutzmaßnahmen dem anhaltenden Artenrückgang entgegenzuwirken. Hierfür soll die langjährige Erfahrung innerhalb der Naturschutzberatung auf pferdehaltende Betriebe in der LEADER-Region Voreifel (Swisttal, Palmersheim, Schweinheim, Flamersheim, Kirchheim, Rheinbach, Meckenheim, Wachtberg) ausgeweitet und ein Beratungsangebot für deren spezifische Bedürfnisse entwickelt werden.
Zu diesem Zweck ist im Projekt die naturschutzfachliche Beratung ausgewählter Betriebe und die gemeinsame Erprobung passender Biodiversitätsmaßnahmen vorgesehen. Da die Pferdehaltung bisher einen nahezu „blinden Fleck“ im Naturschutz darstellt, steht gleichzeitig der Wissenstransfer und die Förderung von Austausch und Vernetzung verschiedener Akteur:innen im Fokus des Projektes.
Besonderheiten:
Innerhalb des Projektes sind kostenfreie naturschutzfachliche Beratungen, die Erarbeitung von Maßnahmenplänen und die Übernahme von Maßnahmenkosten für bis zu 15 pferdehaltende Betriebe möglich. Die Auswahl der Betriebe erfolgt über ein Gewinnspiel mit entsprechender Auslosung.
Um an dem Gewinnspiel teilzunehmen, müssen sich interessierte Höfe lediglich an einer kurzen Umfrage zur Betriebsstruktur beteiligen und zum Beispiel Fragen zur Anzahl der eingestellten Pferde beantworten und eine Einschätzung zur Biodiversität auf dem eigenen Betrieb abgeben.