Einsatzgruppe Naturschutz – Soziale Arbeit und bürgerschaftliches Engagement zum Schutz der Tiere und Pflanzen
Bild: Wirtschaftsförderung Coesfeld
Stand:
23.06.2024
Kontakt:
Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V.
Weitere Partner:
Verein Interkulturelle Begegnungsprojekte (IBP)
ELER-Förderung:
ja
Finanzierung:
Die Gesamtkosten für dieses dreijährige Projekt, das bis Anfang 2021 gelaufen ist, betrugen rund 400.000 Euro. Ob nach Beendigung des Projekts die Einsatzgruppe als fester Bestandteil der kreisweiten Arbeit des Naturschutzzentrums weitergeführt werden kann, wird aktuell noch geprüft.
Laufzeit:
3 Jahre
Themen:
- Bildung, Beratung und Information
- Gesellschaft und Soziales
- Naturschutz
Förderperiode:
Beschreibung
Zusammenfassung:
Ziel des Projektes ist es, mit einer Einsatzgruppe die Ehrenamtlichen in ihrer Naturschutzarbeit zu unterstützen und gleichzeitig Menschen einen beruflichen Neustart zu ermöglichen. Das Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V. kooperiert dafür mit dem Verein Interkulturelle Begegnungsprojekte (IBP) als sozialem Träger und dem Kreis Coesfeld, um neue Instrumente des praktischen Natur- und Umweltschutzes zu entwickeln von denen die ganze Region profitieren kann.
Vielfältige Aufgaben zum Schutz der Natur
Zur "Einsatzgruppe Naturschutz - Alter Hof Schoppmann" gehören drei Mitarbeiter aus dem Arbeitsfeld des IBP, denen das Projekt mit einer Vollzeitstelle beziehungsweise zwei halben Stellen als Wiedereinstieg in den Beruf dient. Ohne fachliches Vorwissen haben sie sich mit Naturschutz beschäftigt und die Bedeutung ihrer Arbeit schätzen gelernt. Angeleitet werden sie vom einem Gartenlandschaftsbau-Meister, der ebenfalls eine Vollzeitstelle innehat. Insgesamt 120 Arbeitsstunden pro Woche steckt die Gruppe in unterschiedliche Aufgaben. Dazu gehört das Entschlammen von kleinen Tümpeln, Gehölzschnitt, die Entfernung von Pflanzen, die Biotope beeinträchtigen, sowie die Ausbringung von Mahdgut, um die heimische Pflanzenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Der Einsatz erfolgt dementsprechend in ausgewiesenen Schutzgebieten (Naturschutzgebiete, Europäische Schutzgebiete, gesetzlich geschützte Biotope) sowie weiteren schutzwürdigen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere.
Ausgangssituation:
Immer wieder sticht die Wiesen-Flockenblume zwischen Glatthafer entlang der Weidefläche hervor. Da ist auch verblühter Odermennig zu sehen und der selten gewordene Dornige Hauhechel. Genau auf heimische Pflanzen wie diese kommt es der Einsatzgruppe Naturschutz an. Schon früh an diesem Morgen hat das Team begonnen, den Weidesaum in der Talaue Hohnerbach zwischen Coesfeld und Billerbeck zu mähen. Die Samen, die in den jetzt verwelkten Blüten stecken, sind wertvolles Mahdgut. Eine Pflanzengesellschaft, wie sie natürlicherweise im Münsterland vorkommt, aber immer seltener anzutreffen ist.
Inhalt:
Einsatzgruppe arbeitet überall dort, wo große Maschinen nicht hinkommen
Die Einsatzgruppe Naturschutz möchte das ändern und überträgt das gesammelte Mahdgut auf neue Flächen. Seit Mitte 2018 kümmern sich die Mitarbeiter Mike Wissing, Karsten Gorille und Dirk Broek unter der Anleitung von Garten- und Landschaftsbaumeister Alexander Breitkopf überall dort um die Natur der Baumberge, wo große Maschinen nicht hinkommen. Die Männer sind beim Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld e.V. angestellt, das auch die fachliche Betreuung der nötigen Maßnahmen übernimmt, und erledigen Arbeiten in schutzwürdigen Gebieten. Dazu zählen sensible Gehölzarbeiten in Kleingewässern oder auf Heideflächen, die mechanische Bekämpfung von Problempflanzen wie dem Jakobskreuzkraut, das sich extrem schnell verbreitet, aber giftig für Tiere und damit unerwünscht in Naturschutzgebieten ist, und die Pflege von Hecken.
Das Projekt ist am Alten Hof Schoppmann in Darup angesiedelt, wird durch die LEADER-Region Baumberge finanziell gefördert und verknüpft Natur- und Umweltschutz mit Sozialarbeit: Die drei Mitarbeiter stammen aus dem Arbeitsfeld des gemeinnützigen Vereins Interkulturelle Begegnungsprojekte (IBP), der Hilfen für Suchtkranke, psychisch Kranke und Menschen in besonderen Lebenslagen bietet.
Fest-Schmaus für die Kühe
Zwischen Ende August und Anfang September steht bei der Einsatzgruppe Naturschutz die Mahdgutübertragung auf der Agenda. Meter um Meter schneidet Alexander Breitkopf die Gräser und Pflanzen am Weidensaum mit dem Balkenmäher ab. Nicht nur Mike Wissing, Karsten Gorille und Dirk Broek folgen ihm, sondern auch eine Gruppe neugieriger Kühe auf der anderen Seite des Weidenzauns. Die Männer häufen die Mahd mit der Heugabel auf und werfen sie auf einen Hänger. Für die Kühe gibt es natürlich auch eine Ration. Es scheint ihnen zu schmecken. Ein Grund, warum sich die Einsatzgruppe die Arbeit mit der Mahdgutübertragung macht. Denn diese leckere Mischung bekommen die Kühe heute nicht mehr sehr oft.
„Die Weiden und Felder sind kultiviert und bieten meist kaum noch pflanzliche Vielfalt – weder beim frischen Gras noch beim Heu“, erklärt Landschaftsökologin Corinna Becke vom Naturschutzzentrum Kreis Coesfeld. „Die Weidensäume werden von den Bauern auch nicht mehr wie damals für die Heuerzeugung genutzt, weil ihre Maschinen dafür viel zu breit sind.“ Stattdessen kümmern sich die Gemeinden um die Säume. Was sie abmähen bleibt jedoch liegen und nimmt den heimischen Pflanzen nötiges Licht zum Wachsen. Übrig bleiben Gras – und Brennnesseln. Damit das an dieser Stelle nicht passiert, steht – in Absprache mit der Stad Coesfeld – an beiden Enden des Weidensaums ein Hinweisschild.
Unterschiedliche Wege, aber gemeinsame Freude
Die Arbeit im Freien, der Einsatz für die Natur: Für alle Mitglieder des Teams ist sie eine Herzensangelegenheit. Mike Wissing hat als Heizungsbauer und in Druckereien gearbeitet. Dann kam längere Zeit nichts. Die GEBA (Gesellschaft für Berufsförderung und Ausbildung) vermittelte ihm ein Work+Travel im Bereich der Landschaftspflege in Schottland. Als er zurückkam und vom Angebot der Einsatzgruppe Naturschutz hörte, bewarb er sich sofort. Die Projektförderung läuft noch bis Ende Februar 2021. Die Kreisverwaltung prüft aktuell die Finanzierungsmöglichkeiten für eine dauerhaft, kreisweit agierende Einsatzgruppe. Falls das nicht klappt, wird sich Mike Wissing um eine Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauer bewerben. Auch Karsten Gorille würde gerne weiter in dem Team arbeiten. Nach verschiedenen Beschäftigungen hat er hier das Richtige gefunden, wie er sagt.
Für Dirk Broek ist die Einsatzgruppe in jedem Fall die letzte berufliche Station. Der gelernte Maurer ist seit März 2020 Rentner. Die Arbeit will er jedoch bis zum Ende fortsetzen. „Es macht Spaß und ich kann den Zuverdienst gut gebrauchen“, sagt er. Angeleitet wird das Trio von Alexander Breitkopf. Auch für ihn ist es ein Wunschjob. „Ich bin hier groß geworden. Das Projekt ist durch die festangestellten Mitarbeiter eine große Chance, wirklich etwas in der Natur zu bewegen. Man sieht täglich, wie gut man vorankommt. Das wäre mit nur ehrenamtlicher Unterstützung nicht möglich“, sagt er.
Weg ist für das Mahdgut schon vorbereitet
Mit dem voll beladenen Anhänger fährt die Einsatzgruppe Naturschutz nun zu einem Teilstück des Ludgeruswegs in Richtung Billerbeck. Der Weg wird von einem ortsansässigen Landwirt ein- bis zweimal jährlich geheut. Hier hat das Team schon am Vortag alles vorbereitet und die Erde in schlangenförmigen Streifen aufgewühlt. „Es ist sinnvoll, das Mahdgut quer zur Bearbeitungsrichtung aufzubringen. So werden die übertragenen Pflanzenarten durch die Mahd der Flächen weiter verteilt“, erklärt Becke. Die Streifen sind zur Hälfte mit dem Mulcher und zur Hälfte mit der Fräse gezogen. „Wir testen, welche Vorarbeit den größten Erfolg bringt.“ Zusätzlich streut das Team die getrockneten Samen der Pflanzen aus, die schon im Juni reif waren. Damals hatte die Einsatzgruppe bei einer ersten Tour die Wegränder, die sich für eine Mahdgutübertragung in den Baumbergen eignen, abgefahren und mit dem vom Kreis Coesfeld finanzierten Wiesefix die reifen Samen unter anderem des Glatthafers geerntet. Jetzt fügt sich alles wieder zusammen.
Ziele:
- Lebensräume für die heimische Pflanzen- und Tierwelt verbessern
- Vielfalt der heimischen Kulturlandschaft bewahren
- gleichzeitig Menschen den Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen